Herzklappenerkrankungen gehören zu stark steigenden Formen der Herzerkrankungen und werden aufgrund des demographischen Wandels weiter zunehmen. Dies gilt insbesondere für die Aortenstenose als die am häufigsten auftretende Herzklappenerkrankung. Aufgrund der CoronaPandemie sind derzeit Herzklappenerkrankte besonderen Risiken ausgesetzt.
Vor allem für ältere Menschen und Menschen mit schwereren Vorerkrankungen ist eine Coronavirus-Infektion besonders gefährlich. Daraus ergibt sich auch ein erhöhtes Risiko für Herzklappenpatienten, da dieser Patientengruppe vor allem Menschen über 65 Jahren angehören. „Wir erleben derzeit verständlicherweise häufig besondere Ängste und Sorgen bei Herzklappenpatienten. Umso wichtiger ist es, Patienten jetzt aktiv Empfehlungen sowie Antworten auf die dringlichsten Fragen zu vermitteln“, sagt Dr. Behrouz Kherad, Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie in Berlin. Er ist Vorstand der Initiative Herzklappe.
„Ein großes Problem ist, dass derzeit viele Patienten den Gang zum Arzt oder ins Krankenhaus meiden, da sie Angst haben, sich mit dem Coronavirus anzustecken. HerzKreislauferkrankungen gehören jedoch zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland“, so Dr. Kherad. Entfällt durch dieses Verhalten die notwendige Behandlung von Herzklappenpatienten, ist ihr Leben möglicherweise in großer Gefahr. „Es ist daher unerlässlich, dass Patienten ihre Symptome beobachten und jegliche Auffälligkeit oder Verschlechterungen ihrem Kardiologen oder Hausarzt melden.“ In schweren Fällen sollte unbedingt der Rettungswagen oder Notarzt gerufen werden. Zu den Symptomen von Herzklappenerkrankungen gehören unter anderem Kurzatmigkeit, Atemnot, schnelle Ermüdung, Schwindel oder kurzfristiger Verlust des Bewusstseins.
Patienten, die bereits einen Termin für eine Herzklappenoperation haben, sollten sich weiterhin auf die Operation vorbereiten, sofern sie von Ihrem Arzt keine anderweitigen Instruktionen erhalten haben. Falls eine Operation auf einen späteren Termin verschoben wird, sollten Patienten genau auf Symptome achten. Auch hier gilt: Bei generellem Unwohlsein oder Verschlimmerung darf keine Zeit verloren werden, sondern schnellstmöglich entweder der Hausarzt oder der zuständige Arzt im Krankenhaus kontaktiert bzw. in schwerwiegenden Fällen der Rettungswagen oder der Notarzt gerufen werden.
Patienten, die erst kürzlich eine Herzklappenbehandlung hatten, haben allgemein ein höheres Infektionsrisiko, da die Operationswunde mit Keimen in Berührung kommen könnte. Normalerweise ist das Infektionsrisiko für Herzklappenpatienten nicht erhöht, aber unter den gegenwärtigen Umständen ist besondere Vorsicht wichtig. Auch in diesem Fall ist es wichtig, bei beginnendem Unwohlsein den behandelnden Arzt zu kontaktieren oder bei schlimmeren Symptomen den Notruf zu wählen.
Da es noch keinen Impfstoff zum Schutz vor dem Coronavirus gibt, ist die beste Vorbeugung, gemäß der generell ergriffenen Vorsichtsmaßnahmen den Kontakt mit dem Virus zu vermeiden. Dabei sind präventive Maßnahmen für alle Herzpatienten besonders wichtig. „Es ist normal, dass sich diese Patientengruppe Sorgen macht. Aber wer sich dem Virus nicht aussetzt, hat kein höheres Risiko, an COVID-19 zu erkranken“, sagt Dr. Behrouz Kherad. Im Falle einer Infektion kommt es bei Herzpatienten jedoch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu Komplikationen. Deshalb kommt es darauf an, die wichtigsten Empfehlungen zur Vermeidung von Infektionen konsequent zu beachten:
• Beschränken Sie ab sofort alle sozialen Kontakte mit anderen Menschen auf ein absolutes Minimum. Das ist besonders wichtig für Menschen, die älter als 70 Jahre alt sind. Geben Sie sich nicht die Hand und versuchen Sie einen Abstand von mindestens zwei Metern zwischen sich und anderen einzuhalten.
• Bleiben Sie bzw. arbeiten Sie von zu Hause, falls dies möglich ist.
• Sagen Sie alle Reisen ab, die nicht unbedingt nötig sind.
• Meiden Sie Menschenansammlungen, vor allem Veranstaltungen in geschlossenen Räumen.
• Falls Sie Kinder oder Enkel haben, beschränken Sie den Kontakt zwischen ihren und anderen Kindern und stellen Sie sicher, dass sie nicht in direkten Kontakt mit älteren Menschen kommen.
• Waschen Sie sich regelmäßig die Hände mit Seife und warmem Wasser für mindestens 20 Sekunden.
• Benutzen Sie ein Händedesinfektionsmittel, falls Sie keinen Zugang zu Wasser und Seife haben sollten. • Falls Sie husten oder niesen müssen, bedecken Sie Mund und Nase mit einem Taschentuch oder Ihrer Armbeuge (nicht mit Ihren Händen).
• Werfen Sie das benutze Taschentuch sofort in einen Mülleimer und waschen Sie sich danach die Hände.
• Vermeiden Sie engen Kontakt zu Personen, die sich krank fühlen.
• Fassen Sie sich nicht an Ihre Augen, Nase oder Mund, wenn Ihre Hände nicht sauber sind.
• Teilen Sie keine Gegenstände, die mit Ihrem Mund in Berührung kommen, zum Beispiel Flaschen oder Tassen.
Die Initiative Herzklappe hat im Internet unter https://initiative-herzklappe.de/covid-19und-das-coronavirus-empfehlungen-fuer-menschen-mit-herzklappenerkrankungen/ die Verhaltensempfehlungen für Herzklappenpatienten während der Coronavirus-Pandemie zusammengefasst.
Die Initiative Herzklappe
Die Initiative Herzklappe wurde im Juni 2019 gegründet und hat ihren Sitz in Berlin. Als bundesweites Netzwerk von Patienten und Ärzten hat sie sich zum Ziel gesetzt, zur Aufklärung der Bevölkerung und der niedergelassenen Ärzte zum Thema Herzklappenerkrankungen beizutragen. Die Initiative gehört einer europäischen Allianz von Herzklappen-Initiativen, dem Global Heart Valve Disease Patient Council (www.heartvalvecouncil.org), an.
Mehr Informationen finden sich unter www.initiative-herzklappe.de
Kontakt
Initiative Herzklappe E-Mail: info@initiative-herzklappe.de Tel.: 030 – 22 66 79 12