Als ein Chamäleon in der Medizin gilt das Reizdarmsyndrom, eine Erkrankung, die mit einer sehr vielgestaltigen Symptomatik im Verdauungstrakt verbunden ist. Die Beschwerden sind langfristig und oft dauerhaft vorhanden, und die Patienten berichten über Bauchschmerzen und Blähungen sowie Veränderungen des Stuhlgangs, bei dem sich Durchfall und Verstopfung in unregelmäßigen Abständen abwechseln.
Dass sich ein Mensch mit diesen Beschwerden nicht wohl fühlt, liegt auf der Hand und die meisten Betroffenen schildern eine erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität. Dies hängt auch mit einer ständigen Angst zusammen, dass eventuell eine bösartige Darmerkrankung vorliegt, die sich der Diagnostik des Arztes entzieht, den Patienten allerdings vor, nach oder während des Essens konstant quält.
Das Reizdarmsyndrom ist ein komplexes Krankheitsbild, dass tatsächlich in der Praxis nur schwer wahrgenommen und verifiziert werden kann. Auch eine Therapie gegen das Reizdarmsyndrom ist bisher noch nicht gefunden. Daher beschränkt sich der Therapeut auf die Besserung der Symptome, ohne jedoch eine organische Grundlage für die Beschwerden nachweisen zu können.
Jeder Patient, der solche Bauchbeschwerden beim Arzt beklagt, wird zunächst gründlich untersucht, die Blut- und Entzündungswerte werden im Labor bestimmt, und dennoch lässt sich keine Ursache mit diesen diagnostischen Instrumente finden. Um jedoch ein Dickdarmkarzinom auszuschließen, besteht die Möglichkeit der endoskopischen Untersuchung. Diese ist von den meisten Patienten gefürchtet und selbst das Screening zu Krebsvorsorge durch eine Endoskopie wird viel zu selten wahrgenommen.
Sind bösartige Veränderungen, Polypen oder Divertikel diagnostisch ausgeschlossen, beginnt eine erneute Suche nach weitern Auslösern. Dies gestaltet sich insofern schwierig, weil bei einigen Patienten mit Reizdarmsyndrom die im Vordergrund stehenden Beschwerden beklagt, die aber ein breites Spektrum einnehmen. So kann das vorherrschende Symptom als chronische Verstopfung beschrieben werden, oder es stehen regelmäßige Durchfälle im Vordergrund. Andere Patienten leiden erheblich unter den dauerhaften Blähungen und Bauchschmerzen, wieder andere leiden unter Verstopfung und Durchfall im Wechsel und gehören zu dem sogenannten Mischtyp.
Ist die Diagnose Reizdarmsyndrom gesichert und sind alle organischen oder strukturellen Veränderungen ausgeschlossen worden, muss das oberste Behandlungszielt tatsächlich die Besserung der Beschwerden sein, um die gute Lebensqualität des Patienten wieder herzustellen. Allgemeine Maßnahmen, wie mehr Bewegung und Ernährungsumstellung werden zuerst dem Patienten nahegelegt. Medikamentöse und psychotherapeutische Verfahren werden ebenfalls eingesetzt, die vorwiegen der Verbesserung der Symptome dienen.
„Der Bedarf an effektiven Behandlungsmethode ist groß“ , so die Experten auf dem diesjährigen Kongress der Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselstörungen. Aber ein therapeutischer Standard fehlt bisher noch, der auf die Ursache des Reizdarmsyndroms abzielt.
Oft führt die therapeutische Beseitigung eines einzelnen Symptoms zur Verstärkung der anderen Symptome, so das Dilemma.