In Deutschland leben etwa 800.000 Menschen mit chronisch entzündlichem Rheuma, die unter konstanten Schmerzen leiden und von Gelenkzerstörungen bedroht sind. Aus neueren Studien geht hervor, dass diese Personen gleichzeitig ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall haben.
Offensichtlich schädigt die chronische Entzündung bei dieser Autoimmunerkrankung auch die Gefäßwand, und fördert letztlich die Ablagerung von Plaques und den Gefäßverschluss, so ein Statement der Gesellschaft für Innere Medizin. Es wird den Betroffenen ans Herz gelegt, zusätzliche Risikofaktoren für eine Gefäßschädigung möglichst zu meiden und vor allem empfohlen das Rauchen einzustellen.
Die Rheumatoide Arthritis gehört zu den Autoimmunerkrankungen, die das körpereigene Gewebe anzugreifen und besonders die Immunabwehr zu schwächen. In erster Linie richtet sich der Angriff auf das Knochengewebe, das durch chronisch entzündliche Prozesse abgebaut und zerstört wird.
Die Entzündungsreaktion betrifft aber den gesamten Körper, und zieht besonders die Blutgefäße in Mitleidenschaft. „Herzinfarkt und Schlaganfall treten daher bei Patienten mit rheumatischer Arthritis doppelt so häufig auf wie in der gesunden Normalbevölkerung“, so der Bad Nauheimer Rheumatologe Ulf Müller-Ladner. Er schätzt das Herzinfarktrisiko bei Rheumapatienten ebenso hoch ein wie bei Diabetikern. Meist lassen sich bereits in den ersten Erkrankungsjahren der entzündlichen Gelenkerkrankung Veränderungen in den kardiologischen Funktionstests und in den Gefäßen darstellen. Langfristig haben diese Patienten ein deutlich erhöhtes Risiko an Herz-Kreislaufstörungen zu erkranken oder sogar daran zu sterben. Dies zeigt sich selbst bei Menschen ohne Beschwerden, aber dem Nachweis eines positiven Rheumafaktors und erhöhten rheumaspezifischen Antikörpern im Blut als eine gesteigerte Gefäßerkrankung/Atherosklerose.
Die Antikörper gelten als Zeichen eines überaktiven Immunsystems. Wird eine drohende entzündliche Gelenkerkrankung vermutet, empfiehlt der Experte unbedingt die Behandlung durch einen internistischen Rheumatologen. Dass diese vom Rheuma ausgehenden Risiken für den Organismus ein wichtiger Grund für eine optimale Therapie sind, steht außer Zweifel. Neuere Medikamente, die in der Lage sind, die Entzündungsreaktion des Körpers auszuschalten, sind dazu besonders geeignet. Es besteht mit einer gezielten, antientzündlichen Behandlung die berechtigte Hoffnung, auch das Herz-Kreislaufrisiko zu senken und die Patienten vor einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu schützen.
Vergleichbar mit einem Diabetiker sollte ein Rheumapatient unbedingt darauf achten, dass sein Blutdruck, seine Blutfette und die Blutzuckerwerte im Normalbereich bleiben. Angesichts des ziemlich hohen Risikos für eine Herz-Kreislauferkrankung sind Medikamente zur Senkung erhöhter Cholesterinwerte sinnvoll und auch ein hoher Blutdruck und diabetische Blutzuckerwerte sind mit Medikamenten positiv zu beeinflussen. Ebenso wie körpereigenen Risiken gilt die dringende Empfehlung für die Vermeidung externer und vermeidbarer Risikofaktoren, etwa die konsequente Einstellung des Zigarettenrauchens.
Rheumapatienten sollten sich aber nicht alleine auf Medikamente verlassen, weil nachweislich eine regelmäßige körperliche Aktivität die Situation verbessert: Bewegung führt sowohl an den Gelenke als auch für das Herz-Kreislauf-System zu einer relevanten Besserung.