Nach einem regenreichen und viel zu kalten Frühling und Frühsommer traten auch die Zecken sehr verspätet in Aktion. Schon im Mai haben die Naturforscher eine deutlich höhere Aktivität der spinnenartigen Blutsauger registriert als im Jahr davor.
Obwohl die Biologen Dr. Hans Dautel und Dr. Olaf Kahl es nicht erwartet haben, mussten sie feststellen, dass die Zecken scheinbar besonders gute Bedingungen erlebten, und eine hohe Präsens an den Tag legen. Auch der lange und sehr kalte Winter hat die Zeckenpopulation demnach nicht reduziert, sondern die Tiere haben die Kälte unter der Schneedecke gut überstanden.
Demegenüber war die Zecken im letzten Jahr weit weniger aktiv. Das lies sich ablesen, weil es weit weniger Erkrankungen an FSME und Borreliose gegeben hat. Insgesamt lässt sich das Erkrankungsrisiko aber nicht auf ein einfaches Wahrscheinlichkeitsmodell reduzieren, so die Forscher. Vom Verhalten der Menschen geht ein wichtiger Risikofaktor aus, ebenso von der Anzahl der Personen, die Risikogebiete für Zeckenpopulationen besuchen und welche Schutzmaßnahmen sie ergreifen, um von einem Zeckenbiss verschont zu bleiben.
Üblicherweise sind die Verhalten von Menschen und Zecken durchaus gegenläufig. Bei warmem und trockenem Wetter sind viele Menschen in leichter Bekleidung draußen in Feld, Wald und Wiesen unterwegs. Bei trockener Wärme sind die Zecken weniger aktiv als bei feuchten Wetterbedingungen. In diesem Jahr war es sehr lange sehr kalt und viel zu nass. Das führte dazu, dass in der ersten Jahreshälfte noch relativ wenige der von Zecken übertragenen Erkrankungen gemeldet wurden.
Bestes Wetter für Zeckeninfektionen bestehen bei ständigem Wetterwechsel zwischen sonne und Regen. Pflanzen und Laub bleiben ausreichend feucht und die Zecken fühlen sich ausgesprochen wohl. Stellen sich am Wochenende Sonnenschein und warme Temperaturen ein, halten sich die Menschen im freien auf und es kommt zu Begegnungen zwischen Mensch und Zecke. Beißt sich ein solcher Blutsauger an der menschlichen Haut fest, um Zugang zu einem Blutgefäß zu suchen, werden in der Folge mitunter schwere Erkrankungen auf den Menschen übertragen.
Um sich vor den Krankheitserregern zu schützen, empfehlen die Experten, nach einem Aufenthalt im Freien den gesamten Körper nach einer Zecke abzusuchen, und beim Antreffen einer festgebissenen Zecke diese sehr rasch zu entfernen. Die Übertragung von Borreliose-Erregern erfolgt erst nach etwa fünf Stunden.
Bei der Übertragung einer Frühsommer-Mengingo-Encephalitis ist es anders. Vor diesen Viren schützt nur die FSME Impfung. Mit zwei Impfungen innerhalb von zwei Wochen kann man sich für die laufende Saison noch gut und ausreichend schützen. Langzeitschutz wird erworben, wenn innerhalb der darauf folgenden zwölf Monate erneut geimpft wird. Danach wird nur noch alle drei bis fünf Jahre eine Auffrischimpfung erforderlich.