Asbest in privaten Wohnungen: Risiken nicht unterschätzen
Kaum ein anderes Material hat einen derartigen Imagewandel erlebt wie Asbest. Das Mineral war bereits in der Antike bekannt und wurde wegen seiner bemerkenswerten Eigenschaften als “Wunderfaser” geschätzt. Heute hingegen zählt es zu den gefürchtetsten Schadstoffen, vor allem, wenn damit unsachgemäß umgegangen wird. Die positiven Eigenschaften, die für seine weite Verbreitung gesorgt haben, sind insbesondere die hohe Festigkeit, die Beständigkeit gegenüber Säuren und Hitze sowie die gute Dämmwirkung. Außerdem erlaubt die natürliche faserige Struktur des Asbests vielfältige Verarbeitungsmöglichkeiten inklusive des Spinnens und Webens. Schon Plinius der Ältere schrieb von Tischtüchern, die aus unbrennbarem Leinen bestanden und somit im Feuer gereinigt werden konnten. Vom 19. Jahrhundert an gewann Asbest weltweit enorme Bedeutung als Dämmstoff, als Beimischung für Baustoffe wie Faserzement sowie als Material zur Herstellung von Schutzkleidung für Feuerwehrleute, Hochofenarbeiter, Schweißer und andere Personen, die bei ihrer beruflichen Tätigkeit großer Hitze ausgesetzt sind. Etwa um 1900 wurde man allerdings auch auf eine Atemwegserkrankung aufmerksam, die offensichtlich mit Asbest in Zusammenhang stand und deshalb als Asbestose bezeichnet wurde. Wenige Jahrzehnte später – in den 1940er-Jahren – galt Lungenkrebs infolge von Asbestbelastung bereits als anerkannte Berufskrankheit. Von da an sollte es allerdings noch etwa 30 weitere Jahre dauern, bis man begann, die Verwendung von Asbest immer stärker zu reglementieren beziehungsweise zu verbieten.
Fatalerweise machen sich durch Asbest verursachte Gesundheitsschäden erst nach einigen Jahren bemerkbar, sind dann aber in der Regel irreversibel und haben dramatische Folgen. Aktuell sind in Deutschland drei durch Asbest verursachte Krankheitsbilder als Berufskrankheiten anerkannt. Neben der Asbeststaublungenerkrankung oder Abestose sind dies Kehlkopf- und Lungenkrebs und das Mesotheliom, ein eher seltener, meist bei älteren Männern diagnostizierter Tumor, der insbesondere am Brust- oder Bauchfell auftritt. Allerdings können diese Erkrankungen und ihre Folgen nicht nur bei berufsbedingten Asbestexpositionen auftreten, sondern auch dann, wenn Personen sich privat in asbestverseuchten Räumen aufhalten oder darin wohnen. Deshalb ist es empfehlenswert, sich über die früher typischen Verwendungen von Asbest zu informieren und auf dieser Basis mögliche Risiken in den eigenen Wohnräumen zu beurteilen. Informationen dazu finden sich beispielsweise auf der Website des Umweltbundesamtes, aber auch bei verschiedenen anderen Behörden und öffentlichen Institutionen. Eventuelle Risiken frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls Schutzmaßnahmen zu ergreifen kann letztlich lebensrettend sein, denn im Unterschied zu allergischen Atemwegserkrankungen kann man sich gegen Asbestschäden nicht durch eine vorbeugende Hyposensibilisierung schützen. Auch Medikamente helfen in diesem Fall nicht. Die einzige Schutzmöglichkeit besteht darin, konsequent alle Situationen zu meiden, in denen kleinste Asbestpartikel mit der Atemluft in die Lunge gelangen könnten. Wer sicher gehen will, ob das eigene Zuhause frei von Asbestbelastungen ist, sollte sich am besten mit einem Asbest Test Klarheit verschaffen.
Stellt sich heraus, dass ein Gebäude oder bestimmte Räume asbestbelastet sind, hilft oft nur eine fachgerechte Asbestsanierung, auch wenn diese mit erheblichen Kosten verbunden sein kann. Dabei ist unbedingt die einschlägige “Technische Regel Gefahrstoffe” (TRGS) zu beachten. Gerade im privaten Bereich sollten die mit Asbestbelastungen verbundenen Kostenrisiken nicht dazu verleiten, das Problem und seine mögliche Folgen zu verdrängen. Gefahr besteht allerdings nicht in allen Gebäuden, in denen Asbest verbaut wurde. Aus Brandschutzgründen mit einer asbesthaltigen Schicht besprühte Stahlkonstruktionen stellen beispielsweise kein Risiko dar, solange diese Schicht nicht beschädigt wird.