Die Zahl der übergewichtigen und adipösen Menschen in Deutschland nimmt konstant zu, und dies führt zu einem Anstieg der Patientenzahlen, die einen Typ 2-Diabetes entwickeln. Damit ist die Adipositas einer der wichtigsten Risikofaktoren für diese Stoffwechselerkrankung. Können die Betroffenen ihr Körpergewicht reduzieren, verbessert sich die Diabeteserkrankung deutlich, selbst dann, wenn die Gewichtsreduktion mit einer chirurgischen Intervention erreicht wird. Die neue Patientenleitlinie zur Chirurgie bei Adipositas zeigt ausführlich den metabolischen Vorteil durch die Operationen und wird zur fachlich fundierten Orientierungshilfe für Betroffene und deren Angehörige. Auch die Arbeit des medizinischen Teams zu Diabetes, die Berater und Assistenten, die die Patienten begleiten, wird erleichtert. Im Umgang mit dem Kollektiv der Übergewichtigen und Adipösen gehören Diabetesberater und -assistenten zum medizinischen Alltag. Oftmals sind mangelnde körperliche Aktivität und übermäßige Kalorienzufuhr als Ursache des hohen Körpergewichts auszumachen.
Während für Menschen mit Typ 2-Diabetes mit Gewichtsproblemen die gute Einstellung der Blutglukose im Vordergrund steht, müssen parallel dazu die unterschiedlichen Möglichkeiten der Gewichtsreduktion angesprochen werden, bei dem das Basisprogramm aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie besteht. Erst wenn solche konservativen Maßnahmen ausgeschöpft sind und erfolglos bleiben und der Blutzuckerwert eine riskante Stoffwechselsituation beschreibt, kann eine chirurgische Intervention zur Verbesserung der Blutzuckereskalation ins Auge gefasst werden.
Der Adipositas-Chirurgie stehen diverse Verfahren zur Verfügung: vom einfachen Magenband zur Verringerung des Magenvolumens, die chirurgische Verkleinerung des Magens bis hin zu komplexeren Bypass-Operation, mit der die aufgenommen Speisen um den Magen herum in den Dünndarm geleitet werden. Je aufwändiger das angewendete Verfahre ist, umso besser sind im Allgemeinen die Therapieerfolg, aber auch die Nebenwirkungen und Risiken können gravierender auftreten.
Nicht ratsam ist eine Operationsplanung unmittelbar vor einer geplanten Schwangerschaft oder unbehandelten hormonellen Störungen. Ebenso sollte bei Vorliegen einer psychischen Erkrankung von einer Operation abgeraten werden. Menschen mit Adipositas leiden zum Beispiel häufiger an Depressionen oder an Essstörungen als Normalgewichtige, sagte Professor Claudia Luck-Sikorski vom Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) Adipositas-Erkrankung in Leipzig, und Mitautorin der Leitlinie. Menschen in labilem psychischen Zustand, mit unbehandelter Ess-Brech-Sucht, oder Alkohol- und Drogenabhängigkeit brauchen vor der Operation eine psychische Stabilisierung.
Operations- und Therapieerfolg hängen auch davon ab, wie die Gesellschaft mit adipösen Menschen umgeht. Noch immer werde ihnen Faulheit und Willensschwäche attestiert, die dazu beiträgt das Selbstvertrauen zu untergraben und eine Selbst-Stigmatisierung zu fördern. Im schlimmsten Fall kommt es dadurch zu einem Teufelskreis aus Essstörungen, , Frustessen, Binge-Eating und zusätzlichem oder neuerlichem Gewichtanstieg.