Die Pathophysiologie der Adipositas beruht auf einer positiven Energiebalance, die durch veränderten Energiestoffwechsel, Regulation der Energieaufnahme oder durch eine nicht an die moderne Ernährung adaptierte Genetik dysreguliert ist. Der moderne Mensch ernährt sich vollkommen anders, als seine Jäger- und Sammlervorfahren. Eine positive Energiebilanz wird selbst bei individuell adäquater Ernährung beobachtet, weil sie nicht im richtigen Verhältnis zum Energieverbrauch steht.
Ernährung ohne Bewegung ist nicht vorstellbar, aber nur die konsequente Steigerung des Energieverbrauchs wird die Adipositas der modernen Gesellschaft stoppen können.
Jede aufgenommene Energie wird in Form von ADP gespeichert, für dessen Synthese Glukose, Fette und Aminosäuren zur Verfügung stehen müssen. In Leber, Muskulatur und Fettgewebe wird die Energie gespeichert und deren Freisetzung vorwiegend vom Gehirn aus gesteuert, das fast ausschließlich auf Glukose angewiesen ist.
Bei massiver Energiezufuhr wird diese Energie als Lipid im Fettgewebe eingelagert, bei den meisten Menschen führt eine hyperkalorische Ernährung zum Anstieg des Körpergewichts. Möglicherweise durch einen Defekt des negativen Feed backs ist die Regulation der Energiebilanz gestört, und es entwickelt sich mit dem vermehrten Glukoseangebot eine Insulinresistenz. Das Fettgewebe bindet verstärkt Leptin, die Lipolyse steigt an und beeinflusst wiederum die Nahrungsaufnahme.
Die Adipositas ist auch eine hormonelle Störung, indem die Schilddrüsenhormone, Gonadotropine und Glukokortikoide ebenfalls ansteigen. Im Magen kommt es zur Freisetzung von Ghrelin, das direkt mit dem Hypothalamus interagiert und den Blutdruck, die Herzfrequenz und andere kardiovaskuläre Parameter steigert, die letztlich die Atherosklerose unterstützen. Über Plasmaghrelin werden Wachstumsfaktoren stimuliert, die wahrscheinlich auch an der Tumorgenese beteiligt sind.
Bei nicht-adaptierter Genetik werden die Sättigungssignale verändert oder nicht mehr richtig wahrgenommen. Dazu gehören die Magendehnung, das Cholezystokinin, Glucogen und GLP1.
In der modernen Gesellschaft ist die Nahrungspyramide auf den Kopf gestellt. Adipositas, metabolisches Syndrom, Typ-2-Diabetes, Dyslipoptoteinämie, Hypertonie und gestörte Fibrinolyse kennzeichnen den Menschen der modernen Gesellschaft. Das metabolische Syndrom geht mit kardiovaskulären Erkrankungen einher,; das Risiko steigt um ein Fünffaches an.
Das Missverhältnis von Insulinausschüttung und Glukosespiegel beeinträchtigt die gesunde Gegenregulation und mündet in einer Insulinresistenz. Das metabolisch hochaktive Fettgewebe setzt Insulinlike Growth Factor (IGF) frei, das Risiko für Angiopathien und Kolonkarzinome bei Übergewichtigen wegen der proliferationssteigernden Wirkung erhöht. Nur wenn durch körperliche Aktivität und Änderung der Ernährung die physiologischen Mechanismen wieder zum Normbereich reguliert werden, können Übergewicht und die Folgekrankheiten der Adipositas reduziert werden.