Adipositas und Übergewicht ist ein Risikofaktor mit enorm zunehmender Bedeutung und steht gleichzeitig in einem fundamentalen Zusammenhang mit der Entstehung des Typ-2-Diabetes, der sich weltweit sehr rasch ausbreitet. Daher besteht neben dem medizinischen- ein enormes gesundheitspolitisches Problem, mit dem sich die zuständigen Regierungen auseinandersetzen müssen.
Die Diagnose Diabetes mellitus und Hypertonie betrifft in vielen Ländern bereits die Hälfte der Population. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehört die Dyslipidämie, das Rauchen, psychische Erkrankungen und abdominale Adipositas, die vor allem in den Industrienationen weit verbreitet sind. Dieses Kollektiv zu erkennen und mit einer Medikation die Risikofaktoren zu senken, ist das beste Geschäft, das die Gesundheitspolitik realisieren kann. Die Kosten solcher nicht behandelter kardiometabolischer Risikofaktoren und die daraus erwachsenden ökonomischen Konsequenzen spiegeln sich in den 16,7 Millionen Todesfällen wider, von denen die Hälfte durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht ist und 5,5 Millionen dem Schlaganfall zugerechnet werden.
Weil die wesentliche Ursache für das metabolische Syndrom, der Diabetes mellitus, hohe Cholesterinwerte und Glukoseintoleranz mit der Menge des viszeralen Fettgewebes korrelieren, ist der Bauchumfang ein unabhängiger Marker für dieses Risiko.
Vor allem das Bauchfett ist ein kardiovaskuläres Risiko, während das subkutane Fett nur ein kosmetisches Problem ist. In Tierversuchen konnte man zeigen, dass die Pathophysiologie der Adipositas auf einer Überaktivität des Endocannabinoidsystems beruht, welches wiederum ein Trigger für die weitere Gewichtszunahme darstellt. Solche Patienten profitieren erheblich durch die Blockade des CB1-Rezeptors durch Rimonabant (Acomplia®), weil dessen Freisetzung im viszeralen Fettgewebe extrem hoch ist.
Es besteht eine enge Korrelation zwischen dem CB1-Rezeptor mit hoher Aktivität des Endocannabinoidsystems, dem viszeralen Fettgewebe und der Insulinresistenz.
In der klinischen Praxis kommt die Therapie mit Rimonabant vor allem denjenigen Patienten zu Gute, die trotz Diät einen BMI jenseits von 30, oder zusätzliche noch weitere Risikofaktoren bei einem BMI über 25 aufweisen. Dazu gehören hohe Blutdruckwerte, niedriges HDL und hohe Triglyceride. Für diese Menschen kommt die Substanz, unter strenger Berücksichtigung der Kontraindikationen, die für stillende Mütter und alle Patienten mit depressiver Erkrankung oder einer Antidepressiva-Therapie besteht, in Betracht. Vermeiden sollte man die Therapie bei schwangeren Frauen, bei Jugendlichen vor dem 18. Lebensjahr, nicht kontrollierten psychiatrischen Erkrankungen, Leberkrankheiten oder Niereninsuffizienz sowie Galactose-Intoleranz.
Die Nachrichten zur Anwendung und zu den Nebenwirkungen von Rimonabant sind verwirrend, weil ein Endocannabinoidsystem auch im Gehirn existiert. Allerdings greift Rimonabant nicht in die zentrale Regulierung des Gehirns ein. Vielmehr ist das Ziel der CB1-Rezeptoren die Modulation. Daher wirkt sich die Blockierung dieser Rezeptoren nur bei bereits existierender psychischer Beeinträchtigung aus, was die Gabe bei Patienten mit jeglicher Form depressiver Erkrankung verbietet.
Jeder Rimonabant-Therapie muss eine umfassende Information des Patienten vorangehen, bei der die Möglichkeit der Einwirkung auf die Psyche mit dem Arzt besprochen wird. Ein verantwortungsbewusster Arzt weist ihn auf spezifische Nebenwirkungen hin, so dass sehr kurzfristig auf Veränderungen seiner Stimmung reagiert werden kann. Bei einer Depression und einer negativen Stimmungsschwankung handelt es sich um einen dynamischen Prozess mit individuell und kulturell unterschiedlicher Ausprägung. Wichtig ist ein enges Arzt und Patienten-Bündnis, um die effizienteste und sicherste Therapie auszuwählen.