Nach Ergebnissen des Kinder- und Jugendgesundheitssurvey KIGGS sind neun Prozent der deutschen Kinder übergewichtig und weitere sechs Prozent adipös. Dies wird als Ursache dafür gewertet, dass hierzulande jährlich etwa 200 Kinder und Jugendliche an einem Typ 2-Diabetes erkranken, der in der Vergangenheit meist nur als Alterdiabetes diagnostiziert wurde.
Zurückgeführt wird diese bedrohliche Tatsache auch auf den erheblichen Fernsehkonsum und die Zeiten am Computer, die den Tagesablauf der Kinder dominieren. Weil damit die Zeit für körperliche Aktivitäten auf dem Spielplatz oder in Sportvereinen fehlt, sind diese Kinder und Jugendlichen deutlich weniger fit als die vorherige Generation ihrer Eltern.
Dass die Fitness der heute zehnjährigen Kinder in den letzten zwanzig Jahren um bis zu 20 Prozent geringer geworden ist, liegt nach Ansicht der Sportwissenschaftlerin Dr. Christine Graf von der Sporthochschule Köln, vor allem an der fehlenden Bewegung an der frischen Luft. Mit nur einer Stunde täglich ist dies, im Vergleich zu den drei bis vier Stunden körperlicher Aktivität im Freien in den siebziger Jahren, erheblich zu wenig. Dass jeder siebte Teenager mit Übergewicht in den USA bereits die Symptome eines metabolischen Syndroms mit sich herumträgt, ist daher nicht verwunderlich. Die damit einher gehenden hohen Blutfettwerte, erhöhte Blutzuckerspiegel, hoher Blutdruck und vor allem das Übergewicht sind als das bedrohliche Quartett bekannt, das früher oder später in einem manifesten Diabetes mündet.
Auch bei Kindern entsteht Übergewicht und Adipositas aus dem Ungleichgewicht von Energiezufuhr und Energieverbrauch. Daher ist das einzig wirksame Rezept für dieses junge Kollektiv, von Fast food, hohem Fettanteil und Zuckerverbrauch Abstand zu nehmen und die Gewichtsprobleme durch vermehrten Sport wieder in den Griff zu bekommen. Schon in der Vorschule und im Kindergarten sollten die Grundlagen für sportbegeisterte Kinder gelegt werden, zu denen am besten das gesamte familiäre Umfeld der Kinder einbezogen wird.
Es sind vor allem die Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund, die ein höheres Risiko für Übergewicht mit sich herum tragen, sowie diejenigen, deren sozialer Status unter dem Durchschnitt liegt. Oft kommen diese beiden Faktoren gemeinsam vor, und hier wirkt eine gezielte Förderung von Bewegung als Therapiekonzept, um übergewichtige und adipöse Kindern von diesem Gesundheitsrisiko zu befreien. Sind der Alltag und die Freizeit der Kinder von Bewegung und sportlichen Aktivitäten geprägt, wird der gesamte Energieumsatz gesteigert und das Körpergewicht reduziert. Wird gleichzeitig die Ernährung umgestellt auf eine gesunde, fettarme Mischkost aus frischen Zutaten und gelingt es durch Motivation und Verhaltensänderung den Medienkonsum herabzusetzen, bestehen gute Chancen für das Erreichen von Normalgewicht und für die Beseitigung gesundheitlicher Risikofaktoren.