Erkrankungen durch Bewegungsmangel, wie Übergewicht und Adipositas, sind aus sozialmedizinischer und epidemiologischer Sicht ein Gesundheitsproblem mit höchster Priorität.
Dies wird immer mehr auch auf politischer Ebene erkannt und akzeptiert. So haben bereits im Jahr 2008 die Sportminister der Staaten in der Europäischen Union die von Experten erarbeiteten EU-Leitlinien für körperliche Aktivität verabschiedet.Zur wichtigsten Erkenntnis präventiver und therapeutischer Bewegungsforschung gehört nach Ansicht von Professor Winfried Banzer, Leiter der Sportmedizin an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt, der Nachweis, dass richtig dosierte Bewegung Medizin sein kann. Dazu ist die Evidenz der wissenschaftlichen Untersuchungen sehr überzeugend: regelmäßige Bewegung reduziert das allgemeine Mortalitätsrisiko und das Risiko atherosklerotisch bedingter Herz-Kreislauferkrankungen. Auch Adipositas und Diabetes nehmen durch mehr Bewegung ab, bestimmte Karzinome, muskuloskelettale Störungen, sturzassoziierte Frakturen und die Depressionen werden seltener.
Bewegung fördert nach seiner Ansicht in jedem Lebensalter die körperliche und mentale Gesunderhaltung, sie verbessert die Lebensqualität und den Erhalt der selbständigen Lebensführung bis ins hohe Alter.
Bewegung und Training gehören zu jeder Therapie und Rehabilitation als unverzichtbarer Bestandteil ärztlichen Handelns. Dennoch ist die demografische Entwicklung eine Herausforderung, für die noch großer Forschungsbedarf besteht, etwa zur Bewegungsintervention bei multimorbiden Patienten mit individuellen Kontraindikationen, bei sel-
tenen chronischen Erkrankungen sowie zur Erforschung einer Dosis-Wirkungsbeziehung und der Wirkmechanismen körperlicher Aktivität.
„Neben den sportmedizinischen Aspekten des Breiten- und Leistungssports, und der integrierten Versorgung von Spitzenathleten zur Leistungsoptimierung ist die Verletzungsprävention ein zentrales Thema des Sportärztekongresses“, so Banzer. Interdisziplinärer Austausch war durch die Einbindung der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGFA), der Deutschen Gesellschaft für Chirotherapie und Osteologie (DGCO) sowie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) angestrebt und wurde im regen Meinungsaustausch in Fortbildungen und Workshops ausgiebig genutzt.