Asthmakranke Kinder und Jugendliche wünschen sich mehr Verständnis und Akzeptanz für ihre Erkrankung von Lehrern und Mitschülern, das ergab eine Umfrage des Deutschen Allergie und Asthmabundes (DAAB) unter ca. 3000 11-18 Jahre alten Schülern. Dieser Wunsch beinhaltet auch die normale Teilnahme am Schulsport. Einen Wunsch, den Fachärzte unterstützen und ergänzen: “Körperliche Bewegung und Sport spielen eine entscheidende Rolle in der körperlichen und geistigen Entwicklung der Kinder, weil sie die notwendigen Entwicklungsreize setzen und den Muskelaufbau fördern. In besonderem Maße gilt dies für das kranke Kind. Bewegung und Sport sollten deshalb im schulischen Alltag auch und besonders für asthmakranke Kinder gefordert und ermöglicht werden,” so Professor Dr. Ulrich Cegla, Pneumologe und Mitglied der Atemwegsliga, bei einem Round-Table auf der “allergica” in Frankfurt. Aus medizinischer Sicht wünscht sich Professor Cegla, eine frühzeitige Diagnose und Therapie des Asthmas. “Weil so eine optimale, nebenwirkungsarme Therapie der Kinder und Jugendlichen gewährleistet werden und damit die Chancen für eine normale von der Krankheit weitgehend unbelastete Entwicklung der Kinder verbessert werden kann.” Doch die schulische Realität sieht anders aus: Cirka 30- 40 Prozent der jungen Asthmatiker werden aus Unkenntnis vom Schulsport befreit, zum Teil (56 Prozent in Gymnasien) auch auf ärztlichen Rat hin, so das Ergebnis einer Umfrage, die der Deutsche Allergie- und Asthmabund gemeinsam mit der Aktion “Mehr Luft fürs Leben” bei 5000 Sportlehrern und Schulleitern durchgeführt hat.
Asthma bronchiale ist inzwischen die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Experten rechnen bis zum Jahr 2010 mit einer weiteren Zunahme der Atemwegserkrankungen um 25 Prozent. Etwa jedes achte Kind zeigt bereits bei der Einschulung eindeutige Asthma-Symptome. In jeder Schulklasse sitzen bereits zwei asthmakranke Kinder, wie eine jüngere Umfrage des DAAB e. V. und der Aktion “Mehr Luft fürs Leben” ermittelt hat. Deshalb besteht gerade jetzt dringender Bedarf an mehr und frühzeitiger Aufklärung auch in der Schule, dem unmittelbaren Lebensumfeld der jungen Asthmatiker. “Denn nur eine konsequente Prophylaxe und Therapie ermöglicht es, langfristig körperliche und geistige Entwicklungsdefizite durch eine Chronifizierung zu vermeiden”, erklärt Professor Cegla. Und die aktuelle Umfrage der Aktion “Mehr Luft fürs Leben” mit dem Deutschen Allergie und Asthmabund (DAAB) e. V. belegt den hohen Informationsbedarf bei Lehrern. 80 Prozent der befragten Lehrer würden an einer Schulung teilnehmen, um für den Asthmanotfall gewappnet zu sein. Ca. 77 Prozent können sich sogar die Bearbeitung des Thema im Rahmen eines Projekttages vorstellen. Immer noch ist es die Angst vor dem Asthmaanfall, die viele Lehrer und Eltern dazu verleitet die Kinder vom Sportunterricht zu befreien. Wohingegen aufgeklärte Eltern ihre Kinder immer seltener vom Schulsport befreien lassen: Weniger als 10 Prozent, wie die Mitgliederbefragung des DAAB unter 400 Eltern asthmakranker Schulkinder ergab.
“Das bei sportlicher Belastung auftretende Anstrengungsasthma ist mit der richtigen vorbeugenden Therapie gut zu behandeln”, erklärt Prof. Dr. Ulrich Cegla. “Allerdings werden noch immer viel zu viele Patienten ärztlich unzureichend versorgt, mangelhaft geschult und nehmen ihre Medikamente nicht regelmäßig oder nicht ausreichend ein.” Die Therapie des Anstrengungsasthmas besteht in einem körperlichen Training und einer medikamentösen Prophylaxe. Ziel des regelmäßiges Körpertraining ist es, die körperliche Belastung zu erhöhen, um die Hyperventilationsphase zu höheren Belastungsgrenzen hin zu verschieben und so die Lungenfunktion zu verbessern. Die Voraussetzung für das sportliche Training ist allerdings eine gute Einstellung des Asthma bronchiale. Da die Krankheit sowohl von einer chronischen Entzündung und Schwellung der Bronchialschleimhaut sowie einer Hyperreagibilität mit krampfartiger Verengung der Bronchien herrührt, benötigt der Patient in der Regel ein entzündungshemmendes Basismedikament und ein die Bronchien erweiterndes Präparat, meist ein ß-Sympatikomimetikum.
Gerade für Kinder ist die frühzeitige antientzündliche Therapie besonders wichtig, weil ihre Bronchialschleimhäute meist noch keine irreversiblen Veränderungen durch die Krankheit aufweisen. Selbst in beschwerdefreien Zeiten ist die antientzündliche Therapie ein wichtiges Standbein. Aber nicht immer müssen kortisonhaltige Medikamente zum Einsatz kommen. Besonders für Kinder und Jugendliche mit leichtem bis beginnendem mittelschweren Asthma (der Stufe I und II) empfehlen Experten kortisonfreie nebenwirkungsarme Medikamente. Nachweislich gut bewährt hat sich hier die fixe Kombination aus dem entzündungshemmenden DNCG (Cromoglicinsäure) und dem rasch wirksamen Bronchospasmolytikum Reproterol, einem ß-Mimentikum. Besonders bei jungen Asthmatikern zeigt das Therapiekonzept mit einem kortisonfreien nebenwirkungsarmen Präparat sehr gute Behandlungsergebnisse. Das Medikament stabilisiert im Akutanfall die Bronchien und beugt bei rechtzeitiger Anwendung (ca. 15-30 Minuten vor der sportlichen Anstrengung) Asthmaattacken vor. Gleichzeitig ist es bronchial-erweiternd und hat den Vorteil, dass sich seine beiden Komponenten in ihrer Wirksamkeit gegenseitig verstärken. Die Compliance kann bei dem Kombinationspräparat als außerordentlich gut gewertet werden. Die einfache Anwendung und lange Wirkdauer (bis zu 5 Stunden) sind es, die gerade auch von jungen Patienten mit gewissenhafter und regelmäßiger Einnahme quittiert wird.
Volker Osieka, Rad-Extremsportler, der dieses Jahr im Juni die Jedermann Tour bei der Deutschland Tour 2002 gewinnen und 2003 das Race across America meistern will, hat sein Asthma mit eisernem Willen die Krankheit zu kontrollieren und mit seinem, wie er es nennt, “Trainingspartner” den Griff bekommen. Volker Osieka hatte in seiner Schulzeit eine typische Asthma-Karriere durchlaufen – Befreiung vom Schulsport, viele Fehltage, diverse Aufenthalte in der Intensivstation. “Die Befreiung vom Schulsport treibt asthmakranke Schüler in die soziale Isolation, sie macht Kinder zu Außenseitern,” sagt der Extremsportler Osieka heute. Die durch häufige Krankheitstage, den Einsatz von Medikamenten und Anfälle ohnehin schon stigmatisierten Kinder werden durch einen schlechten Trainingszustand und dem Ausschluss von Sportveranstaltungen und Ausflügen häufig aus der Klassengemeinschaft ausgegrenzt. Doch gerade soziale Kontakte und ein gesundes Selbstbewusstsein, das durch sportliche Leistungen gefördert wird, sind es, die den jungen Asthmatikern helfen, trotz Krankheit, erfolgreich durchs Lebens zu gehen. Zahlreiche Olympiateilnehmer und Rekordhalter im Leistungssport, die sich zu ihrem Asthma bekennen, haben dies vorgelebt.
Wünsche asthmakranker Schüler nach Veränderung (Auswahl):