Ein aktueller Durchfall bei Kindern ist meist eine kurzfristige Gesundheitsstörung, die von selbst wieder verschwindet. Sie ist aber regelmäßig mit mehr oder weniger großen Flüssigkeitsverlusten verbunden, mit denen immer auch vermehrt Elektrolyte und Mineralstoffe ausgeschieden werden.
Säuglinge und Kleinkinder reagieren aber sehr empfindlich auf größere Flüssigkeitsverluste, die nahezu immer mit Elektrolytverschiebungen einhergehen. Sie können diese Verlust nur schwer ausgleichen oder kompensieren. Daher entstehen in diesem Kollektiv vergleichsweise schnell lebensbedrohliche Krankheitsbilder bei duchfallbedingtem Flüssigkeits- und Elektrolytverlust.
Auch besteht bei Säuglingen und Kleinkindern aufgrund des ungenügend ausgebildeten Immunsystems das Risiko, daß bei bakterieller oder viraler Durchfallursache die Erreger in den gesamten kindlichen Organismus ausgestreut werden (Sepsis).
Aus diesem Grund ist es unerläßlich und wichtigstes therapeutisches Mittel, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust rasch und korrekt mit geeigneten Glucose-Elektrolyt-Lösungen (auszugleichen.
Man bezeichnet das Verfahren, welches der Austrocknung (Dehydration) des Körpers entgegenwirkt, als Rehydrationstherapie.
Eine zusätzliche und wichtige Behandlungsmaßnahme ist der möglichst frühzeitige Beginn einer Nahrungszufuhr bei Säuglingen und Kleinkindern mit Durchfall. Längst überholt hat sich die Empfehlung, daß Kinder eine mehrtägige Teepause, bei der nur Tee getrunken werden darf und keine Nahrungs aufgenommen wird, einhalten sollten. Die wissenschaftliche Forschung konnte feststellen, daß dieses Konzept nicht nur überholt, sondern sogar schädlich ist. Ein Nahrungsentzug bei gleichzeitiger Darmerkrankung führt letztlich nur dazu, daß die Darmschleimhaut noch zusätzlich geschädigt, die Verdauung beeinträchtigt und das normale Wachstum behindert wird, weil sich rasch eine Mangelernährung ausbildet.
Weil die Schädigung der Darmschleimhaut immer mit einer Verringerung der Aufnahme von Nährstoffen über die Darmschleimhaut einhergeht, also eine sogenannte Malabsorption entsteht, kommt es zu sehr unterschiedlichen Mangelerscheinungen der lebensnotwendigen Stoffe. Bei chronischem Durchfall mit langanhaltender Malabsorption entwickeln die Kinder eine Unterernährung, die wiederum das normale Wachstum behindert und zu Gedeihstörungen führt.
Neben der Rehydrationstherapie ist in vielen Fällen keine zusätzliche Gabe von Medikamenten gegen den Durchfall erforderlich. Durchfallmedikamente wirken entweder über eine Beeinflussung der Darmbeweglichkeit (Motilität) oder sie bremsen die übermäßige Sekretion von Flüssigkeit in das Darminnere, sogenannte Sekretionshemmer (siehe Kapitel “Behandlung des akuten Durchfalls”). Niemals darf ein Medikament bei Kindern unkritisch angewendet werden. Einige Substanzen können aber hilfreich sein zur Linderung der Beschwerden.
Es hat sich speziell bei den Durchfällen, die durch eine Antibiotikagabe hervorgerufen wurden, gezeigt, daß bestimmte Bakterien- oder Hefepräparate in der Lage sind, einen positiven Effekt auf den Durchfall zu bewirken.
Bei Kindern, deren Durchfall von Fieber begleitet wird oder solchen, bei denen eine Störung der normalen Immunabwehr (Immundefekt) vorliegt, können Antibiotika erforderlich werden, damit die Durchfallerkrankung nicht erheblich verschlimmert wird und zu körperlichen Schäden führt.
Diese Medikamente sind bei Kindern auch erforderlich, wenn der Verdacht auf einen bestimmten verursachenden Keim berechtigt ist oder wenn beispielsweise Salmonellen, Shigellen oder Yersinien im Stuhlgang nachgewiesen wurden.