Alle unsere Organe und der gesamte Körper können nur funktionieren, wenn sie ausreichend mit Energie versorgt werden. Diese Energie erhält der Organismus mit den aufgenommenen Nährstoffen, den Proteinen (Eiweiße), den Kohlenhydraten (Zucker/Stärke) und den Fetten.
Als wichtigster Energielieferant gilt die Glukose (Traubenzucker), die aus der Verdauung von Zucker und Kohlehydraten hervorgeht. Über den Blutkreislauf gelangt die Hochleistungsenergie nach der Aufspaltung aus dem Darm zu den Körperzellen. Insbesondere beziehen die Leber, die Herzmuskelzellen, die Skelettmuskulatur, das Fettgewebe und die Nervenzellen im Gehirn große Mengen Glukose aus den zugeführten Kohlenhydraten. Um diese Bausteine in die Zellen hinein zu transportieren, wird Insulin gebraucht, das im Pankreas (Bauchspeicheldrüse) gebildet wird.
Nach jeder Mahlzeit steigt der Blutzuckerspiegel an, und die Bauchspeicheldrüse beginnt mit der Insulinproduktion und Insulinfreisetzung. Dieses Hormon gelangt an alle Zellen, die mit einem Insulinrezeptor ausgestattet sind, und schaltet dort den Transportweg für die Glukose in die Zellen an, wo sie dringend gebraucht wird. Damit sinkt der Blutzucker wieder auf das Grundniveau. Es wird genau so viel Insulin produziert, wie benötigt wird, um die Glukose in die Zellen zu bringen. Dadurch bleibt der Blutzucker immer im Gleichgewicht, wenn der Glukosestoffwechsel gesund ist.
Der morgendliche Nüchtern-Blutzuckerwert liegt üblicherweise zwischen 60 und 100 mg/dl, er steigt nach der Mahlzeit an und liegt etwa zwei Stunden nach der Nahrungsaufnahme zwischen 110 und 135 mg/dl; sollte jedoch die Marke von 140 mg/dl zu diesem Zeitpunkt nicht mehr überschreiten.
Wird dieser Wert deutlich überstiegen, steht entweder zu wenig Insulin zur Verfügung oder der Rezeptor ist resistent gegen Insulin. Aufgrund dessen gelangt keine Glukose ins Zellinnere, die Bereitstellung von Energie wird immer geringer, aber der Blutzucker steigt an.
Merke: Die Körperzellen von Gehirn, Herz, Atmung und Bewegung können auch ohne kohlehydratreiches Essen funktionieren. Dazu werden permanent geringe Mengen Insulin produziert. Nach kohlenhydratreicher Nahrung erhöht sich der Insulinbedarf und es werden höher Insulinmengen freigesetzt.
Ohne ausreichende Insulinproduktion steigt der Blutzucker an, und es entwickelt sich eine Hyperglykämie. Dies kann einem Prädiabetes oder sogar einer manifesten Diabetes mellitus-Erkrankung gleichkommen. Zunächst zeigen sich unspezifische Beschwerden: die Betroffenen klagen über Müdigkeit, Abgeschlagenheit, häufiges Wasserlassen und schlecht heilende Wunden. Dass dahinter eine Hyperglykämie steht, die Zellen aber mit Glukose Zellen unterversorgt bleiben, wird oft viel zu spät wahrgenommen. In Deutschland dauert es einige Jahre vom ersten Auftreten eines zu hohen Blutzuckers bis zur ärztlichen Diagnose. Einerseits hat dann die Insulinproduktion deutlich abgenommen, oder der Insulinrezeptor funktioniert nicht mehr. Der Zucker bleibt im Blut und die Zellen leiden unter Energiemangel. Nun stellt der körpereigene Stoffwechsel seine Energieproduktion um und greift auf die Fettreserven zurück. Diese Energiegewinnung ist weit weniger effizient als die Energiegewinnung aus Glukose. Unabhängig davon fallen dabei Stoffwechselabfallprodukte, die sogenannten Ketone an, die sehr schädlich sind für den Organismus, weil sie zur Übersäuerung führen und ein diabetisches Koma verursachen können.
Folgeschäden eines Diabetes mellitus sind hinreichend bekannt als Gefäßschädigung, bei der die kleinsten Gefäße betroffen werden. Das Risiko für eine koronare Herzerkrankung, Sehverlust der Augen (diabetische Retinopathie), Funktionseinbuße der Nieren (diabetische Nephropathie) oder auch eine Gefäß- und Nervenschädigung an den Beinen (diabetisches Fußsyndrom) steigt mit erhöhten Blutzuckerkonzentrationen an.