Der Verdauungstrakt des Menschen ist dicht besiedelt mit Mikroorganismen. Schätzungsweise ist die Zahl der Darmbakterien um den Faktor 10 höher als die der menschlich en Zellen. Mehr als 1000 unterschiedliche bakterielle Spezies sind im Gastrointestinaltrakt angesiedelt und bilden eine symbiotische Verbindung zwischen Mensch und diesem Mikrobiom.
Es ist unbestritten, dass die Größe und die individuelle Zusammensetzung der Darmflora einen enormen Einfluss auf das Körpergewicht und die metabolischen Erkrankungen eines Menschen ausüben. Wie diese genau miteinander interagieren und die eventuellen Zusammenhänge mit Erkrankungen sind noch lange nicht vollständig aufgeklärt. Bekannt ist heutzutage, dass die Darmflora adipöser Personen sehr unterschiedlich zusammengesetzt ist im Vergleich zu Normalgewichtigen. Es findet sich bei übergewichtigen und adipösen Menschen eine höhere Konzentration von Firmicutes und ein geringerer Anteil an Bacteroides in der Darmflora im Vergleich schlanken Individuen. Wird das Körpergewicht aber reduziert, verschiebt sich die mikrobielle Ausstattung wieder zu Gunsten von Bacteroides.
Belegt ist diese Verschiebung der Zusammensetzung in der Darmflora besonders nach einer adipositaschirurgischen Maßnahme, und es wird vermutet, dass diese möglicherweise wesentlichen Anteil an dem gewünschten Abbau von Übergewicht hat.
Aus Tieruntersuchungen lässt sich ableiten, dass mit einer zielgerichteten Beeinflussung des Mikrobioms (Keim-Transplantation) ein positiver Effekt auf das Körpergewicht und die metabolischen Erkrankungen erzielt werden kann.
Bisher liegen noch wenige belastbare Studien zum Effekt eines Darmflora-Transfers auf metabolische Erkrankungen vor; aus einer Doppelblindstudie mit Mikrobiomtransfer von gesunden, schlanken Kontrollpersonen zu adipösen Teilnehmern zeigte eine deutliche Verbesserung der Insulinsensitivität bei den Adipösen.
Insgesamt wird konstatiert, dass noch weitere und umfangreiche Studien erforderlich sind, um das Zusammenspiel von Darmbakterien und dem menschlichen Stoffwechsel zur Wirksamkeit und Nachhaltigkeit und vor allem zur Sicherheit eines Mikrobiomtransfers zu verstehen.