Vier Prozent aller werdenden Mütter entwickeln einen Schwangerschaftsdiabetes vor der Geburt ihres Kindes. In den meisten Fällen normalisiert sich der Blutzuckerspiegel wieder nach der Entbindung. Dennoch ist in diesem Kollektiv zu beobachten, dass nahezu 50 Prozent im Laufe der folgenden zehn Jahre an einem Typ 2-Diabetes erkranken.
Die klinische Forschung zeigt, dass durch das Stillen das Risiko für eine Diabeteserkrankung um 40 Prozent gesenkt werden kann. Die Frage steht allerdings im Raum, warum dieser Zusammenhang besteht. In einer früheren Untersuchung hatten Forscher um Professorin Anette G. Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum in München gezeigt, dass bereits eine Stilldauer von drei Monaten zu einem Schutzeffekt für die Mutter führt: kein Risiko für einen manifesten Typ 2-Diabetes bis zu 15 Jahren nach dem Schwangerschaftsdiabetes .
Um der Frage nachzugehen, ob der Stoffwechsel für diesen Schutzeffekt verantwortlich sein könnte, analysierten die Wissenschaftler knapp 200 Patientinnen, die einen Gestationsdiabetes entwickelt hatten. Dabei nahmen die Studienteilnehmerinnen eine standardisierte Zuckerlösung zu sich, nachdem vorher eine Blutentnahme stattfand, die nach dem Testverlauf erneut vorgenommen und untersucht wurde. In beide Blutproben wurden insgesamt 156 verschiedene Stoffwechselprodukte analysiert. Im Durchschnitt lag die Entbindung der Teilnehmerinnen etwa dreieinhalb Jahre zurück.
Es wurde festgestellt, dass die Stoffwechselprodukte der Frauen, die gestillt hatten, sich deutlich unterschieden, wenn die Frauen weniger als drei Monate gestillt hatte, so Dr. Daniele Much vom Zentrum für Diabetesforschung. Längeres Stillen war mit einer veränderten Produktion von Phospholipiden und geringeren Konzentration von verzweigtkettigen Aminosäuren im Plasma der Mutter verbunden.
Interessant sei diese Feststellung, weil die betroffenen Stoffwechselprodukte bereits in früheren Studien mit Insulinresistenz und Typ 2-Diabetes in Zusammenhang gebracht wurden.
Diese Ergebnisse geben einen Hinweis darauf, dass krankheitsrelevante Stoffwechselwege durch den Stillvorgang beeinflusst werden und dem Schutzeffekt vor Typ 2-Diabetes zugrunde liegen könnten. Damit wäre das Stillen eine kostengünstige Variante der Prävention, die langfristig das Risiko für die Entwicklung eines Typ 2-Diabetes bei Frauen senkt, die aufgrund eines erlebten Gestationsdiabetes ein hohes Stoffwechselrisiko haben.