Die französischen Wissenschaftler Bernard M. Moinier und Tilman B. Drüeke beschreiben in einem Übersichtsartikel in der Zeitschrift „Nephrology, Dialysis, Transplantation“ die fundamentale Bedeutung von Salz für Sexualität und die Fortpflanzung des Menschen.
Nach ihrer Darstellung erkannte bereits Aristoteles die Zusammenhänge zwischen der Fruchtbarkeit von Tieren und ihrer Salzversorgung fest. Eine ausreichende Versorgung mit Salz scheint, so die frühen Beobachtungen des griechischen Philosophen, eine Voraussetzung für Zeugung und Geburt zu sein. Aber auch ebenso wichtig für die Milchqualität, weshalb Zucht- und Mutterschafe im frühen Griechenland mit zusätzlichen Salzrationen versorgt wurden.
Dass der Salzhaushalt des Körpers mit Sexualität und Fruchtbarkeit assoziiert ist, belegen nach Moinier und Drüeke zahlreiche Berichte unserer Vorfahren. Als Beispiel führen die französischen Wissenschaftler ägyptische Priester an, die Salz in ihrer Nahrung mieden, um leichter „ihre Keuschheit zu erhalten“.
Inzwischen ist wissenschaftlich gut belegt, dass eine restriktive Salzaufnahme die sexuelle Lust mindert und dass verschiedene Steroid- wie auch Peptidhormone, die im Reproduktionsprozess bedeutsam sind, einen regelrechten Salzhunger auslösen können.
Das Phänomen scheint sich im Verlauf der Evolution herausgebildet zu haben, um sicherzustellen, dass eine für die Fortpflanzung ausreichende Salzversorgung gegeben ist. Die Suche nach Salz im Zusammenhang mit der Fortpflanzung ist weit verbreitet und von Schmetterlingen über Vögel bis hin zu den Säugetieren und zum Menschen zu beobachten. Dies lässt auf die grundlegende Bedeutung einer adäquaten Salzversorgung für die Arterhaltung und ganz allgemein für Lebensprozesse schließen.
Auch ist Salz maßgeblich an der Regulation des dopaminergen Systems im Gehirn gekoppelt, was einerseits die Wahrnehmung „sexuell begehrenswert“ beeinflusst und andererseits die Erektion mitreguliert.
So ist gut belegt, dass ein Salzmangel der erektilen Dysfunktion ebenso Vorschub leistet wie einem Nachlassen der sexuellen Lust. Eindeutig beschrieben ist ferner, dass die Fruchtbarkeit der Frau direkt von einer ausreichenden Salzversorgung abhängig ist – ebenso wie die Reifung gesunder Nachfahren. So kommt es unter einer Salzrestriktion vermehrt zu Schwangerschaftskomplikationen. Auch direkt nach der Geburt ist eine gute Salzbilanz Voraussetzung für eine adäquate Entwicklung. Dies ist eine Beobachtung, die nicht nur beim Menschen gemacht wurde, sondern im gesamten Tierreich.
Darüber hinaus gibt es Hinweise auf Zusammenhänge eines Salzmangels mit dem Auftreten einer chronischen Müdigkeit, dem so genannten chronischen Fatigue-Syndrom (CFS). Aus Untersuchungen bei Ratten stammen zudem Beobachtungen, wonach unter Salzmangel Lernprozesse gestört werden und die Gedächtnisfunktionen leiden.
Nach Auffassung der Autoren ist der Mensch nicht an einen Salzmangel angepasst und auch nicht in der Lage, diesen über längere Zeit unbeeinträchtigt auszuhalten. Sie halten auch nichts davon der heutigen Bevölkerung pauschal eine Salzrestriktion zu verordnen, da dies nach ihrer Auffassung die Fruchtbarkeit einschränkt und sogar die Lebenserwartung verkürzen kann.
Offenbar hatten unsere Altvorderen die lebenswichtige Bedeutung von Salz gar nicht so falsch eingeschätzt, wenn die Griechen in ihrer Mythologie dem Salzwasser eine enorme Kraft bei der Zeugung von Leben zugeschrieben haben und offenbar bereits um die engen Zusammenhänge eines gut bilanzierten Salzhaushaltes mit den Phänomenen der Lust, der sexuellen Aktivität und der Fruchtbarkeit bei Mensch und Tier wussten.