Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) konnten in einer tierexperimentellen Langzeitstudie an Mäusen zeigen, dass die Verfütterung löslicher Ballaststoffe, zusätzlich zu einer fettreichen Diät, zu einer Zunahme des Körperfetts, zu Übergewicht und zur Insulinresistenz führten.
In dem Experiment verfütterten sie an zu Übergewicht neigenden Mäusen neben einer Western-Style-Diät entweder lösliche oder unlösliche Ballaststoffe. Am Ende wogen die mit den löslichen Ballaststoffen gefütterten Tiere 8,2 Gramm mehr als ihre Artgenossen. Die Umrechnung auf eine circa 60 Kilogramm schwere Person würde einer Gewichtszunahme von 16 Kilogramm entsprechen. Auch die Insulinsensitivität der mit den löslichen Ballaststoffen gefütterten Mäuse nahm mit steigendem Körpergewicht ab – ein Anzeichen für einen entstehenden Diabetes mellitus.
Im Gegenzug dazu waren die Tiere der Kontrollgruppe, die mit den unlöslichen Ballaststoffen gefüttert wurden, insulinempfindlicher und wiesen eine geringere Leberverfettung auf.
Zu den löslichen Ballaststoffen gehören beispielsweise Pektine. Pektine kommen in Landpflanzen vor und übernehmen zusammen mit der Zellulose, die zu den unlöslichen Ballaststoffen zählt, und die im menschlichen Verdauungstrakt weder durch Verdauungsenzyme noch mikrobiell aufgeschlossen werden kann, wichtige Stützfunktionen in der Pflanze. Pektine sind als Lebensmittelzusatzstoffe unbeschränkt zugelassen und finden u.a. bei der Herstellung von Ketchup, Konfitüren und kalorienarmen Lebensmitteln Verwendung.
Lösliche Ballaststoffe bilden einen viskösen Schleim, der sowohl die Magenentleerung als auch die Aufnahme von Zuckern verlangsamen kann. Zudem kann er Fette binden und dadurch den Fettstoffwechsel positiv beeinflussen. Darmbakterien wandeln die für Menschen unverdaulichen Ballaststoffe in kurzkettige Fettsäuren um. Diese Fettsäuren tragen vermutlich dazu bei, das Darmkrebsrisiko zu senken, dienen aber auch als Nahrungsgrundlage für Darmbakterien, vor allem der Milchsäurebakterien.
Die Ergebnisse publizierte die Forschergruppe kürzlich im Journal of Nutritional Biochemistry (Isken et al. Effects of long-term soluble vs. insoluble dietary fiber intake on high-fat diet-induced obesity in C57BL/6J mice. J Nutr Biochem. (2009) Apr 13. [Epub ahead of print]).
Ihre Untersuchungen, so die Autoren, müssten nun durch Daten am Menschen verifiziert werden.