Erhöhte Blutzuckerspiegel des Diabetikers greifen nicht nur die Gefäßwände an, sondern hinterlassen auch Schäden am Nervensystem. Dabei kann die Nervenversorgung der Muskulatur und Haut, aber auch die Versorgung der Organe durch die autonomen Nerven betroffen sein.
Hauptrisikofaktor für eine Nervenschädigung ist die Höhe des Blutzuckers und die Dauer der diabetischen Erkrankung. Die Nervenschädigung wird intensiviert, wenn gleichzeitig auch die Blutgefäße geschädigt und die Durchblutung reduziert ist.
Die neuropathischen Beschwerden machen sich zuerst an den längsten Nervenbahnen, nämlich denen, die das Bein bis in die Füße versorgen, bemerkbar. Mit Kribbeln und Brennen kann es beginnen und steigert sich zu Schmerzen in den Beinen und Füßen. Wenn der Diabetes erste Schäden hinterlässt, kann man dies auch daran feststellen, dass die Schweißsekretion der Füße vermindert ist und die Haut dort sehr trocken ist. Es gibt einen Frühindikator, mit dem gemessen werden kann, ob sich ein diabetischer Fuß entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Pflaster, dessen Farbe sich bei gesunden Füßen von rosa nach blau verändert. Bleibt die Farbveränderung aus, kann man davon ausgehen, dass Durchblutung und Innervation gestört sind, ein diabetisches Fußsyndrom droht und eine rasche Vorsorge und Therapie eingeleitet werden sollte.
Zunächst gehört die Pedicure des diabetischen Fußes unbedingt in die Hände eines Experten, nämlich des Podologen. Niemals sollte selbst mit spitzen Gegenständen an den Füßen manipuliert werden, weil solche Verletzungen sehr schlecht abheilen, sich rasch entzünden und sich ausweiten können bis zur Amputation. Immerhin haben Diabetiker ein bis zu 20fach höheres Risiko für eine Amputation, und das verkürzt auch die Lebenserwartung.
Der neuropathische Schmerz tritt vorwiegend in der Nacht auf und bessert sich, wenn der Patient aufsteht und sich bewegt. Sind die Schmerzen einer Durchblutungsstörung geschuldet, treten sie während der Bewegung auf, sodass der Betroffene immer wieder stehen bleiben muss. Dies wird auch als Schaufensterkrankheit (Claudicatio intermittens) bezeichnet.
Es ist also immer sinnvoll, die Funktion der Nerven bei einem Neurologen prüfen zu lassen, der das Schmerzempfinden, die Berührungs- und Vibrations- sowie die Temperaturempfindungen feststellt und die Reflexe der Muskulatur prüft.
Basis der Therapie ist in erster Linie die Lebensstiländerung, das Einstellen des Rauchens, die ausgewogene Ernährung und Steigerung der körperlichen Aktivität. Der Blutzucker sollte immer gut eingestellt werden, sodass der HbA1c-Wert, der die Qualität der Butzuckereinstellung der letzten Monate widerspiegelt, unter 7 Prozent liegt, und ein Zielwert von 6,5 Prozent angestrebt wird.
Die Behandlung des diabetischen Fußes kann durch physikalische Therapie und Schmerztherapie erfolgen. Geeignet sind bestimmte Antidepressiva, Antikonvulsiva (Antiepileptika wie Pregabalin, Gabapentin oder Carbamazepin) sowie Opioide. Bei der Verordnung sollte der Arzt auf Substanzen mit der besten Verträglichkeit und effektiver Wirkung achten.
Noch ein paar wichtige Tipps für Patienten mit diabetischem Fußsyndrom: wegen der neuropathischen Störung werden Verletzungen oft nicht bemerkt. Daher bitte nicht Barfußlaufen, keine Daueraktivität auf dem Laufband, keine heiße Wärmflaschen an die Füße, Fußpflege nur vom ausgewiesenen Podologen vornehmen lassen, Füße täglich mit dem Spiegel inspizieren, um kleinste Verletzungen frühzeitig zu erkennen.
Zu Empfehlen sind Sportarten wie Schwimmen, Rudern, Fahrradfahren, also solche, bei denen die Füße nicht übermäßig strapaziert werden.