Aktuelle Daten und Fakten
Etwa 7,5 Millionen Menschen mit Diabetes mellitus leben heute in Deutschland. Jahr für Jahr steigt die Zahl der Betroffenen dramatisch an.1 Experten gehen davon aus, dass es schon 2010 ca. zehn Millionen Diabetiker geben wird. Der Grund: Die Deutschen essen zu viel und falsch und bewegen sich zu wenig, die Hauptrisikofaktoren für Diabetes – Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen – sind quasi vorprogrammiert.
Diabetes Typ 2 bleibt lange unbemerkt, denn die Krankheit verläuft schleichend und tut nicht weh. Um Diabetes zu erkennen, gibt es gemäß den Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft eine Reihe von Untersuchungen. Hierzu zählen u. a. die Messungen von Nüchternblutzucker, Bauchumfang und Blutdruck.
Ein Hinweis für das Ausmaß der Erkrankung ist der Langzeitblutzuckerwert HbA1c. Er spiegelt den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten acht bis zwölf Wochen wider und ist eine wichtige Kenngröße dafür, wie gut ein Diabetiker seinen Stoffwechsel im Griff hat. Um Folgeerkrankungen zu vermeiden, sollte der HbA1c-Wert immer unter 7 Prozent liegen. Die Ergebnisse einer der größten Untersuchungen (UKPDS)2 zur Therapie des Typ-2-Diabetes zeigen, dass jede Senkung des HbA1c-Wertes das Risiko für Spätfolgen deutlich verringert.
Häufig unterschätzt: die Folgeerkrankungen des Diabetes
Die Folgeerkrankungen des Diabetes sind nicht zu unterschätzen, denn heutzutage leiden fast 80 Prozent aller Diabetiker an den Spätfolgen. Bei HbA1c-Werten über 7 Prozent ist der Blutzucker dauerhaft zu hoch, wodurch Blutgefäße und Nervenbahnen geschädigt werden. Diese Schädigungen schreiten schleichend voran und bleiben meist lange Zeit unbemerkt – führen jedoch langfristig häufig zu Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie Schäden an Augen und Nieren.
Das Ausmaß der Folgeerkrankungen für Typ-2-Diabetiker zeigte die sogenannte CODE-2®-Studie3: Alle 90 Minuten erblindet ein Mensch mit Diabetes mellitus in Deutschland, alle 60 Minuten wird ein Diabetiker dialysepflichtig, alle 12 Minuten erleidet ein Patient einen Schlaganfall und alle 19 Minuten erfolgt eine Amputation. Zu einem Herzinfarkt kommt es alle 19 Minuten, und da auch das Nervensystem bei Diabetikern geschädigt ist, fehlt oft der Schmerz als typisches Warnsymptom.
Das Krankheitsbild
Unter dem Begriff Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) werden verschiedene Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels zusammengefasst, die durch erhöhte Blutzuckerwerte gekennzeichnet sind.
Wichtig für das Verständnis der Krankheit ist der Zusammenhang zwischen dem Kohlenhydratstoffwechsel und dem Hormon Insulin. Um aus Kohlenhydraten Energie in Form von Glukose (Zucker) gewinnen zu können, benötigt der Körper Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Das Insulin bewirkt unter anderem die Aufnahme von Zucker in die Körperzellen (Fett-, Leber- und Muskelzellen) und sorgt so für eine Senkung des Blutzuckerspiegels. Wenn der Körper kein oder nicht genügend Insulin produzieren kann, liegt Diabetes mellitus vor.
Diabetes ist eine Typ-Frage
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einem angeborenen Typ-1-Diabetes, der meist im Jugendalter auftritt, und Typ-2-Diabetes, der häufigsten Form des Diabetes, der vorrangig in der zweiten Lebenshälfte vorkommt. Beim Typ-2-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse zwar noch Insulin, es kann jedoch nicht ausreichend wirken, da durch langjährigen Bewegungsmangel und falsche Ernährung die Zellen des Körpers „abgestumpft“ sind und nicht mehr richtig auf Insulin reagieren. Die nicht verwertbare Glukose führt zu einem hohen Blutzuckerspiegel und schädigt langfristig Organe, Blutgefäße und Nerven. Letztlich kommt es durch eine Überbeanspruchung der Insulin produzierenden Zellen zum Ausfall der Insulinbildung in der Bauchspeicheldrüse.
Symptome des Diabetes
Die auffälligsten Symptome des Diabetes mellitus sind ausgeprägte Müdigkeit, starker Durst, Juckreiz und vermehrtes Wasserlassen. Benannt ist die Krankheit nach dem süßlichen Geschmack des Urins der Betroffenen (übersetzt „honigsüßer Durchfluss“). Beim Diabetes mellitus handelt es sich um eine chronische Krankheit, die den Patienten ein Leben lang begleitet und die, wenn sie nur unzureichend oder unter Umständen gar nicht behandelt wird, einen tödlichen Ausgang haben kann.
Wird die Erkrankung in einem frühen Stadium entdeckt, ist es noch möglich, die Körperzellen durch Bewegung und eine Umstellung der Ernährung wieder für Insulin empfindlich zu machen. In späteren Stadien werden Blutzucker senkende Tabletten eingenommen und/oder Insulin verabreicht.
Quellen:
1 Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2009. Hrsg. Deutsche Diabetes Union (DDU). Verlag Kirchheim + Co GmbH, Mainz 2008.
2 UKPDS = United Kingdom Diabetes Study, Holman RR et al. 10-Year Follow-Up of Intensive Glucose Control in Type 2 Diabetes. N Engl J Med 2008; 359: 577-89.
3 Liebl A et al: Costs of type 2 diabetes in Germany. Results of the CODE-2 study. Deutsche Medizinische Wochenschrift 18; 126 (20) 2001: 585-9.