Hamburg. Bei einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn ist der Verdauungstrakt des Betroffenen entzündet, es kommt immer wieder zu Episoden mit schweren, teilweise blutigen Durchfällen, heftigen Bauchschmerzen und völliger Erschöpfung.
Mit modernen Medikamenten können die Symptome mehr oder weniger gut kontrolliert oder gelindert werden. Medikamente, die die Erkrankung zu heilen vermögen, gibt es noch nicht. Umso wichtiger ist es, Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Wege zu zeigen, wie sie dennoch ein genussvolles Leben führen können. Aus diesem Grund hat Holger Stromberg, Koch der Deutschen Fußballnationalmannschaft, gemeinsam mit dem Gesundheitsunternehmen Abbott und Beratung von medizinischen und ernährungswissenschaftlichen Experten das Kochbuch „Kochen mit Bauchgefühl – Genießen und sich wohlfühlen auch mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa“ veröffentlicht.
Weil sich die Erkrankung im Verdauungstrakt abspielt und mit Durchfällen und Verlust der Kontrolle über den Darm verbunden sein kann, wird sie in der Gesellschaft noch sehr stark tabuisiert, sagte Dr. Tanja Kühbacher von der Universität Kiel während der Vorstellung des Kochbuchs in Hamburg. Sie setzt sich als Vorsitzende der Stiftung Darmerkrankungen für die Therapie und Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit CED ein. Betroffen sind sehr häufig junge Menschen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, die sich der Familiengründung widmen, die sportlich und aktiv sind. Die Symptome der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen stören fast alle Bereiche der Lebensplanung und die Patienten entwickeln sehr häufig zusätzliche psychische Probleme, die ihnen das Leben erschweren. Sie ziehen sich aus sozialen und sportlichen Aktivitäten zurück, gehen seltener aus und kommen mehr und mehr in eine soziale Isolation. Häufigeres Fehlen am Arbeitsplatz belastet die Betroffenen ebenso wie plötzlicher und heftiger Stuhldrang, z.B. während des Shoppings, weil man sich und die aktuellen Probleme der Erkrankung erklären und öffentlich machen muss. Die Patienten wünschen sich daher mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, damit die Thematik aus der Tabuzone geholt wird und mehr Verständnis im sozialen Umfeld.
Das nun veröffentlichte Kochbuch soll Menschen mit CED helfen, wieder ein Stück Normalität in den Alltag zu bringen. „Kochen mit Bauchgefühl“ soll den Patienten eine genussvolle Ernährung ermöglichen, die bekömmlich und gut verträglich ist, ohne dass eine Einschränkung des Geschmacks das Erlebnis einer Mahlzeit schmälert.
Holger Stromberg hofft, durch diese wohlschmeckenden und nicht belastenden Gerichte das Wohlbefinden der Patienten zu steigern und die Möglichkeit zu geben, wieder mit Familie und Freunden gemeinsam zu genießen. „Das wirkt sich positiv auf die Lebensqualität der Betroffenen aus“, so der Spitzenkoch. Dass Ernährung ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden ist, bestätigt auch Ernährungsexpertin Christine Hinsky, die allerdings bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen je nach Erkrankungsstadium mit unterschiedlichen Empfehlungen verbunden ist. Im akuten Schub sollten keine Ballaststoffe und keine säurehaltigen Getränke aufgenommen werden, so die Diätassistentin. Allerdings wissen die betroffenen Patienten aus Erfahrung selbst am besten, welche Nahrungsmittel sie zu welchem Zeitpunkt der Erkrankung am besten vertragen.
Dies bestätigt auch der Gastroenterologe Professor Jürgen Stein aus Frankfurt, der einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Essen, dem Essverhalten oder der Ernährung mit der Entstehung der Erkrankung nicht bestätigen konnte.
Wulff-Erik von Borcke, Geschäftsführer von Abbott Deutschland, berichtete im Rahmen der Buchvorstellung über die intensive Forschung an neuen Arzneimitteln, um die Therapie der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zu optimieren. „Jeder Patient hat das Recht auf eine gute Lebensqualität, die aber von einer solchen Erkrankung erheblich reduziert wird“, so der Referent. Die intensive Forschung des Unternehmens Abbott diene auch dazu, den Patienten ein besseres Leben zu ermöglichen.
Mit dem Verkauf jedes Kochbuches geht 1 € an die Stiftung Darmerkrankung. Vielen jungen Leuten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankung soll durch die Stiftung bei der Berufs- und Lebensplanung geholfen und der Weg zu einem normalen Leben gefördert werden.