Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind als chronisch entzündliche Darmerkrankungen bekannt. Es handelt sich dabei um Darmentzündungen, mit denen der Betroffene sich meist lebenslang auseinandersetzen muss. Kennzeichnend für eine chronisch entzündliche Darmerkrankung ist, dass es in Intervallen zu schmerzhaften Entzündungsschüben kommt, die sich mit Phasen abwechseln, in denen die Symptome gar nicht oder nur abgeschwächt vorhanden sind.
Die Ursache der beiden Erkrankungen ist bisher noch nicht aufgeklärt, es wird aber davon ausgegangen, dass das körpereigene Immunsystem eine wesentliche Rolle bei der Entstehung einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung spielt. Eine Differenzierung zwischen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn wird anhand der im Vordergrund stehenden Symptome und in dem typischen unterschiedlichen Befallsmuster der Darmabschnitte vorgenommen.
Colitis ulcerosa
Die Bezeichnung leitet sich von Colon (Dickdarm) und ulcus (Geschwür) ab, wobei die Endsilbe „-itis“ immer eine Entzündung bedeutet, sodass von einer geschwürigen Dickdarmentzündung die Rede ist. Tatsächlich ist bei der Diagnose Colitis ulcerosa nur der Dickdarm betroffen, dessen Schleimhaut eine Entzündung aufweist, die mit der Bildung von Geschwüren einhergeht. Dabei sind in der mikroskopischen Untersuchung von entnommenem Schleimhautgewebe charakteristische kleine Abszesse in den Schleimhautdrüsen nachweisbar.
Im Vordergrund des Beschwerdebildes stehen quälende und häufige Durchfälle, die bis zu zwanzig Mal als dünnflüssige Entleerungen pro Tag auftreten. Bauchschmerzen oder krampfartige Beschwerden bei der Darmentleerung sind häufige Begleiter des Durchfalls, und mit den Durchfällen sind Blutungen verbunden, die in schweren Fällen sogar zur Blutarmut (Anämie) führen können.
Das für die Colitis ulcerosa typische Befallsmuster kann den gesamten Dickdarm betreffen und wird dann als eine totale Colitis oder Pancolitis bezeichnet. Eine andere häufige Form ist der alleinige linksseitige Befall des Colons, die sogenannte linksseitige Colitis. Wenn nur das letzte Stück des Dickdarms befallen ist, spricht der Arzt von einer Proctitis.
Erleidet ein Patient einen akuten schweren Schub mit ausgedehnten Entzündungen großer Darmabschnitte, treten meist allgemeine Krankheitssymptome und Schwäche sowie Fieber und Gewichtsverlust auf. Als gefährliche Komplikation eines solchen schweren Schubs ist das toxische Megakolon gefürchtet, bei dem es durch die Entzündung zu einer Darmlähmung kommt. Der Darminhalt wird nicht mehr ausgeschieden und sammelt sich im Colon, was mit einer oft extremen Erweiterung dieses Darmabschnitts verbunden ist. Im Extremfall kann dies dazu führen, dass die Darmwand einreißt und Darminhalt in die Bauchhöhle gelangt, wodurch es zu einer schweren Bauchfellentzündung kommen kann.
Typischerweise treten bei einer Colitis ulcerosa auch unterschiedliche Komplikationen und Begleiterkrankungen an anderen Organen auf. Diese können durch die Entzündung selbst verursacht sein, sie können durch die Medikation wie das Kortison hervorgerufen werden oder aufgrund des Mineralien- und Spurenelement-Verlustes auftreten.
An den Augen entwickelt sich bei manchen Patienten eine therapieresistente Regenbogenhautentzündung – daher sollte auch der Augenarzt über die chronisch entzündliche Darmerkrankung informiert werden. Einige Gelenke entzünden sich und zeigen schmerzhafte Schwellungen, was die Patienten zum Rheumatologen führt. Das Erscheinungsbild der Haut kann sich verändern und es können Ekzeme oder Geschwüre auftreten so dass ein Dermatologe konsultiert wird. Setzt sich die Entzündung auf die Gallenwege und die Gallenblase fort, können diese Strukturen anschwellen, die Gallengänge verlegen und den Abfluss der Galle in den Darm (dort wird sie zur Fettverdauung benötigt) behindern. Diese Begleiterkrankung führt die Patienten zum Internisten oder zum Leberfacharzt (Hepatologe).
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Begleiterkrankungen ist es erforderlich, dass der Patient darüber informiert ist, damit er die körperlichen Veränderungen wahrnimmt und den jeweils zuständigen Arzt über seine Grunderkrankung informiert.
Alle behandelnden Ärzte eines Patienten mit Colitis ulcerosa sollten fachübergreifend zusammenarbeiten.