Zu den häufigsten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gehört der Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis), an dem etwa ein Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung leidet. Männer sind wesentlich häufiger als Frauen von dieser chronischen Entzündung der Wirbelsäule betroffen. Diese verliert immer mehr ihrer Beweglichkeit, und die Bewegungssegmente versteifen sich.
Dies kann bis zur schweren Behinderung des Patienten führen, der durch Schmerz und Bewegungseinschränkung einen großen Teil seiner Lebensqualität einbüßt.
Die Ursache für die Erkrankung Morbus Bechterew ist noch weitgehend unbekannt, es wird aber eine genetische Beteiligung vermutet, weil sich bei 95 Prozent der Betroffenen ein positives HLA B27-Gen nachweisen lässt. Ein Zytokin der Entzündung, nämlich TNF-α, scheint die Entzündung zu triggern und zu verstärken.
Zu Beginn der Erkrankung treten tief empfundene Rückenschmerzen auf, die sich bei Ruhe und in der Nacht verstärken. Am Morgen empfinden die Patienten die Steifigkeit des Rückens besonders intensiv, einzelne Gelenke können befallen sein und oft treten Augenentzündungen sowie Schmerzen in der Ferse auf.
Der Verlauf eines Morbus Bechterew kann sehr heftig und aggressiv sein, kann aber auch mild ausgeprägt sein. Üblicherweise trifft es die Patienten im mittleren Lebensalter, zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr, und verläuft in Schüben mit stark ausgeprägten Symptomen, die sich mit Ruhephasen abwechseln. Sukzessive verformt sich die Wirbelsäule und wird immer weniger beweglich.
Die korrekte Diagnose zu stellen, ist oft schwierig, weil die Schmerzen anfangs unspezifisch sind. Der Nachweis des Labors von HLA-B27 als charakteristisches Merkmal des Morbus Bechterew führt den Arzt aber auf die Spur der chronisch-entzündlichen Wirbelsäulenerkrankung. Röntgenuntersuchungen und eine Kernspintomografie lassen die frühen Veränderungen der Wirbelsäule erkennen und die Diagnose festigen.
Um die Schmerzen zu beseitigen, werden Schmerzmedikamente verordnet, und um die Entzündung zu kontrollieren, wird meist eine Kortisonbehandlung unumgänglich. Bei wenig aggressiven Verlaufsformen kann mit dieser Therapie die Erkrankungsaktivität kontrolliert werden. Dauerhaft und in hoher Dosierung hat Kortison allerdings erhebliche Nebenwirkungen, und daher muss diese Behandlung unbedingt fachärztlich überwacht werden.
Mit neuen Medikamenten werden die Entzündungsmarker TNF-α gehemmt, und damit wird der Auslöser und Verstärker der Entzündungsaktivität blockiert. Rheumatologen gehen davon aus, dass mit dieser Therapie aus der Medikamentenklasse der Biologika die Veränderungen der Wirbelsäule und der Gelenke aufgehalten werden können, eine dauerhafte Behinderung vermieden wird und der Patient am Alltags- und Berufsleben teilnehmen kann.