300000 Menschen sind allein in Deutschland betroffen. Plötzlich und ohne Vorankündigung erkranken sie, Jugendliche, Erwachsene, sogar Kleinkinder. Und jedes Einzelschicksal ist ein zermürbender Leidensweg: anhaltender Durchfall, schlimme Bauchschmerzen und völlige Entkräftung – die Symptome von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Warum sich der Verdauungstrakt des Menschen entzündet, ist noch unklar.
Einige Ursachen – wie genetische Veranlagung – konnten entschlüsselt werden. Solange aber noch nicht alle Entzündungsmechanismen des komplexen Entzündungsprozesses entschlüsselt sind, bleiben die chronischen Darmerkrankungen unheilbar. Das wollen Deutschlands führende Crohn- und Colitis-Wissenschaftler ändern: Dafür untersuchen die Studienleiter jetzt das Erbgut von Zwillingen – von eineiigen wie zweieiigen, von erkrankten ebenso wie von gesunden.
Der genetische Fingerabdruck
von Zwillingen soll den Durchbruch bringen, um die Entzündungen im Inneren des Menschen besser zu verstehen – schließlich Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zu heilen. Die Proben der Zwillinge untersuchen die Forscher auf:
Hinsichtlich dieser Merkmale könnten sich die sonst so identischen Zwillinge unterscheiden. Oft ist nur eines der Geschwister erkrankt.
Es werden denn auch minimale Differenzen sein, aber entscheidende: So weiß man, dass bestimmte, bereits identifizierte Gene vermehrt entzündungsfördernde Botenstoffe entstehen lassen. Andere Gene wiederum reduzieren die Anzahl jener Eiweiße, die den Darm vor Entzündungen schützen. Ebenso dürften die scheinbar so gleichen Zwillinge in ihrem Blut unterschiedliche Mengen von Antikörpern haben, die Bakterien im Darm bekämpfen.
Die Zwillingsstudie will herausfinden, welche Bedeutung diese marginalen Unterschiede für das Entstehen von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa haben.
Die ganz persönlichen Vorteile mitzumachen
Die Zwillinge, die an der Studie teilnehmen, profitieren bereits von ihrem Engagement, mit dem sie zur Erforschung der chronischen Darmerkrankungen beitragen.
Alle Untersuchungen sind kostenlos.
Konzipiert wurde die Erbgutanalyse von Zwillingen im Rahmen des öffentlich geförderten „Kompetenznetz Darmerkrankungen“ – ein Forschungsverbund von Fachkliniken, niedergelassenen Ärzten und universitären Instituten, der auf die Erforschung der Ursachen und die Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen spezialisiert ist.
Das Projekt „Zwillinge mit Darmerkrankungen“ leiten der Chefarzt für Gastroenterologie des Hamburger Asklepios Westklinikums, Prof. Dr. Andreas Raedler, und der Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, Prof. Dr. Stefan Schreiber.
Seine Erbanlagen in guten Händen wissen
Raedler hat moderne Analysetechniken für die Entzündungsforschung entwickelt. Schreiber identifizierte – weltweit erstmals – zwei Gene, die ursächlich für die Entstehung von Morbus Crohn sind.
Die Studie wird von der Ethikkommission des Universitäts-Klinikums Schleswig-Holstein überwacht.
Mehr Infos für Zwillinge
Alles Wissenswerte zum Phänomen der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und seiner Erforschung gibt’s kompakt online und auch persönlich am Telefon.
Das Internet-Angebot des „Kompetenznetz Darmerkrankungen“ bietet einen umfassenden Überblick:
Hier finden sich auch detaillierte Informationen zur Zwillingsstudie:
www.kompetenznetz-ced.de/index.php?zwillingsstudie
Individuelle Fragen werden direkt beantwortet von
Projektleiterin Dr. Martina Spehlmann
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Telefon: 0431/597-31 84
E-Mail: m.spehlmann@mucosa.de