Die deutschen Augenärzte sind zu der Erkenntnis gekommen, dass Frauen anders und häufiger weinen als Männer. Ob das Weinen wegen Trauer, Freude oder Zorn erfolgt, wird mit diesen Emotionen erlernt, aber Frauen weinen pro Jahr durchschnittlich 64 mal und Männer höchstens 17 mal.
In einer Übersichtsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Opthalmologie wurde der Frage nachgegangen, was dem emotionalen Weinen zugrunde liegt. Insgesamt wurde festgestellt, dass nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Dauer des Weinens divergiert: Männer weinen zwei bis vier Minuten, und Frauen dagegen sechs Minuten, begleitet von Schluchzen. Daher wirkt weibliches Weinen dramatischer rund herzzerreißender, so Privatdozentin Dr. Elisabeth Messmer aus München.
Welchen Nutzen das Weinen hat und wieso es zu emotionalen Tränen kommt, ist weitgehend unerforscht und spekulativ, so Professor Christian Orloff von der Universität-Augenklinik in Frankfurt. Bisherige wissenschaftliche Untersuchungen beschränken sich vorwiegend auf die Beschreibung des Weinens und bleiben häufig unsystematisch. Zu den Tränen-Thesen gehört die Vermutung, dass es den Betroffenen nach dem Weinen besser geht, was Psychologen als „Katharsis-Effekt“ beschreiben. Wissenschaftlich nicht zu belegen ist die Vermutung, dass mit den Tränen schädliche Stoffe aus dem Körper geschwemmt werden, nicht zuletzt weil die Tränenmenge viel zu gering ist. Ebenso wenig existiert ein Beleg dafür, dass Weinen der körperlichen Entspannung zugute kommt, vor allem, weil der Mensch während des gesamten Weinens erregt bis aufgeregt ist.
Von den Tränen als manipulatives Mittel machen angeblich vorwiegend Frauen Gebrauch. Sehr häufig ist das Weinen ein kommunikatives Signal, das Hilfe oder Trost sucht, so Dr. Messmer. Dennoch weinen die meisten Menschen für sich alleine und nicht auf der sozialen Bühne. Ob eine Person weinen kann oder eher nicht weint, führt häufig zur Kategorisierungen wie sentimental oder hysterisch , oder bei Nicht-Weinern zu der Unterstellung, dass es sich um sehr disziplinierte oder gefühllose Menschen handelt. Keine dieser Vermutungen ist wissenschaftlich belegt.
Das Weinen von schwangeren Frauen kann aber tatsächlich auf die Hormone zurückgeführt werden, und besonders Prolactin steht im Verdacht daran beteiligt zu sein, ebenso wie dem Östrogen unterstellt wird, bei Frauen das emotionale Weinen zu beeinflussen.
Wie der Mensch weint, lässt sich physiologisch gut erklären, warum er aber Tränen vergießt, ist bis heute weitgehen ungeklärt.