Die körperlichen Veränderungen, die wir bei Angstgefühlen wahrnehmen, entsprechen einer Stress-Reaktion. Angst und Stress sind natürliche Reaktionen, die uns in Gefahrensituationen das Leben retten können. Sie dienen der Vorbereitung des Körpers auf rasches Handeln, zum Beispiel blitzschnell einem Auto auszuweichen. Der Blutdruck erhöht sich, das Herz schlägt schneller, die Muskeln werden angespannt, so dass man schnellstmöglich der Gefahr entkommen kann.
Sobald Angst und Stress nachgelassen haben oder die Ursache bewältigt ist, klingt die Erregung wieder ab, Körper und Psyche erreichen wieder ihr natürliches Gleichgewicht. Bei schwachen Angstreaktionen erfolgt die Rückkehr zum normalen Erregungsniveau sehr schnell, bei starken Stressreaktionen dauert dies entsprechend länger.
In langfristigen Angst-Situationen kann der Stress nicht mehr ausreichend abgebaut werden, die erhöhte Grund-Reaktivität bleibt bestehen, der Organismus kommt nicht mehr zur Ruhe, es herrscht Dauerstress und Daueralarm im Körper. Hoher Blutdruck, Herzklopfen, Schlafstörungen, Muskelverspannungen oder Verdauungsprobleme sind daher häufige körperliche Begleiterscheinungen bei Angststörungen.
Wird die Angststörung nicht behandelt, können die unangenehmen aber zunächst ungefährlichen Körpersymptome mit der Zeit zu ernsthaften organischen Erkrankungen führen.
Angst und Körperreaktionen – ein Teufelskreis
Das Ausmaß des Erregnungsanstiegs bei Angst ist vor allem abhängig von unserer Einschätzung der Bedrohlichkeit – also von unseren Gedanken. Katastrophengedanken können daher körperliche Angstsymptome verstärken und dauerhaft verfestigen.
Vor allem bei der generalisierten Angststörung entgleiten daher Sorgen und Ängste häufig der gedanklichen Kontrolle und werden immer stärker. Mit der Zeit kann der Patient in einen Teufelskreis aus ständig wachsenden Befürchtungen, wachsender Unruhe, Nervosität und körperlichen Begleiterkrankungen geraten, die sich wechselseitig immer weiter verstärken.
Ängste und Sorgen können so gravierend werden, dass ein geregelter beruflicher und privater Alltag nicht mehr möglich ist. Dieser Zustand führt besonders häufig zu Depressionen und einem erhöhten Suizidrisiko.
Die Rolle der Nerven-Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin
Die körperlichen Veränderungen bei Angstgefühlen werden ohne unser bewusstes Zutun über das vegetative Nervensystem durch Signale im Gehirn ausgelöst. Nerven-Botenstoffe übertragen die Impulse. Die Nerven-Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin steuern sowohl unsere allgemeine Erregungslage, als auch kurzzeitige Stressreaktionen.
Durch eine dauerhafte Übererregung des vegetativen Nervensystems kommt es zu Veränderungen im Gehirnstoffwechsel. Das Gleichgewicht der Nerven-Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin gerät durcheinander. Eine psychische Daueranspannung kann daher gravierende körperliche Begleiterscheinungen mit sich bringen, die ohne professionelle Therapie nicht mehr rückgängig zu machen sind.