In Deutschland werden notwendige und sinnvolle Impfungen gegen gefährliche Infektionskrankheiten zu oft unterlassen. Dabei kann diese Impfmüdigkeit verheerende Nachteile mit sich bringen. So ist die von der Weltgesundheitsorganisation WHO angestrebte Ausrottung der Masern bis 2010 nicht zu erreichen, weil die Impfquoten in Deutschland, Großbritannien, Italien, der Schweiz und Rumänien zu niedrig seien.
Dadurch ist die Durchimpfungsrate in der Bevölkerung zu niedrig. Für den allzu laschen Umgang, insbesondere mit den Masern, ist Deutschland auch von der WHO gerügt worden, und Anfang 2009 konnte man in der Fachzeitschrift Lancet lesen, dass es in Deutschland im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Staaten noch zu viele Masernfälle gibt.
Dabei sind die Masern keinesfalls eine so harmlose Kinderkrankheit, wie viele meinen. Denn Masern können wie viele andere Kinderkrankheiten auch zu schweren Komplikationen bis hin zu Todesfällen führen. Die Gefährlichkeit dieser Krankheit zeigte der große Ausbruch im Jahr 2006. Damals erkrankten in Deutschland etwa 2300 Menschen, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen. Zwei Kinder starben, sieben erlitten die gefürchtete Gehirnentzündung, die mitunter von den Viren ausgelöst wird. Zudem kam es zu einem Fall von Hirnhautentzündung, zu 45 Mittelohrentzündungen und 51 Lungenentzündungen.
Insgesamt mussten sich 15 Prozent aller an Masern Erkrankten im Krankenhaus behandeln lassen.
Und auch jetzt wird Deutschland wieder von einer Masern-Welle heimgesucht. Nach Informationen des Robert-Koch-Instituts ist die Entwicklung wohl besonders dramatisch in Hamburg und in Nordrhein-Westfalen. Alleine in Hamburg wurden seit Jahresbeginn 101 Fälle gemeldet, mehr als in den letzten drei Jahren zusammen, so dass die dortigen Gesundheitsbehörden bereits von einer Epidemie sprechen.
Auf der ersten Nationalen Impfkonferenz die am Donnerstag, dem 5. März beginnt und bis zum 7. März andauert, wollen Wissenschaftler, Ärzte, Politiker und Kostenträger die Impfpolitik in Deutschland, die gesellschaftliche Akzeptanz der Schutzimpfungen und die Umsetzung strategischer Konzepte erörtern. Das Ziel ist es, einen „Nationalen Impfplan“ zu verabschieden, mit dem der schleichenden Impfmüdigkeit in Deutschland begegnet werden kann. Die Konferenz soll künftig im zweijährigen Turnus stattfinden.