Mehr als 90 Millionen adipöse Menschen leben in Amerika, von denen nur wenige mit einer langfristig angelegten Therapie der Erkrankung behandelt werden, weil sich darum auch nicht bemüht wird. Die ACTION-Studie deckte auf, dass 71 Prozent der adipösen Bürger Amerikas in den vergangenen fünf Wochen mit Ihrem Arzt über ihr Gewichtsproblem gesprochen haben, aber nur bei 55 Prozent eine Adipositas tatsächlich diagnostiziert wurde. Erschreckend auch die geringe Zahl von 24 Prozent, denen eine effiziente Nachsorge angeboten wurde.
Die Daten der Awareness, Care and Treatment in Obesity Management-(ACTION)-Studie wurden während der Obesity Week in Washington präsentiert. Ziel der Studie war es herauszufinden, was aus Sicht der adipösen Menschen, der Therapeuten und der Arbeitgeber einem effektiven Gewichtsmanagement entgegensteht. Diese Ergebnisse können dazu beitragen interdisziplinär die Behandlung, Aufklärung und Unterstützung adipöser Menschen zu verbessern.
Vorurteile müssen abgebaut werden, um die identifizierten Hindernisse zu überwinden, die einer umfassenden Adipositas-Versorgung im Wege stehen, meinte Professor Matthias Blüher von der Universität Leipzig: Wir als Ärzte und Therapeuten müssen uns fragen warum die Erkrankung mit epidemischem Ausmaß nicht mit der gleichen Dringlichkeit und Priorität behandelt wird wie andere schwerwiegende Erkrankungen?“
Es sei unbedingt erforderlich, den Krankheitswert der Adipositas neu zu überdenken. Das sollten sowohl die betroffenen Patienten als auch die Therapeuten berücksichtigen, damit der chronische Verlauf und die relevante Beeinträchtigung auf den gesundheitlichen Zustand besser verstanden werden.
AN der ACTION-Studie beteiligten sich 3.500 Personen aus allen drei Zielgruppen, die zu dem Ergebnis kommen, dass es insgesamt fünf Hürden gibt, die einer umfassenden Behandlung und Versorgung im Wege stehen:
Frustration: Adipöse Menschen starten im Laufe ihrer Gewichtskarriere mehrere Versuch abzunehmen. Nur wenige sind aber n der Lage ihr reduziertes Gewicht anschließend auch zu halten.
Verantwortung: Obwohl die Adipositas als Erkrankung anerkannt ist, sind viele Betroffene der Meinung, dass die Gewichtsreduktion in ihrer alleinigen Verantwortung liegt. Das hält sie davon ab einen Arzt aufzusuchen und eine fachmännische Therapie zu erwarten.
Diagnose: Bei fast der Hälfte der Betroffenen wird die Erkrankung als solche nicht diagnostiziert.
Dialog: Zwischen Arzt und Patient wird nur unzureichend über das Problem Übergewicht/Gewichtsmanagement gesprochen; die Zahl der Folgetermine ist oft viel zu gering.
Arbeitswelt: Die Gesundheitsprogramme der Arbeitgeber sind nicht auf die Bedürfnisse adipöser Mitarbeiter angelegt.
„Erst wenn wir die Barrieren kennen, haben wir eine Chance mangelndes Verständnis zu überwinden und die Zusammenarbeit aller Beteiligten interdisziplinär zu erleichtern“, sagte Blüher. Nur so werde ein adäquater Umgang mit der Erkrankung Adipositas als fester Bestandteil im Praxisalltag, ebenso wie im Gesundheitswesen und im Arbeitsumfeld etabliert. Erhalten die Betroffenen die Unterstützung die sie brauchen, ist das Ziel einer Gewichtsreduktion im Rahmen einer Gesamtbehandlung erfolgversprechend und erreichbar.