Die Zahl der Menschen mit Übergewicht und Adipositas hat sich in den letzten 40 Jahren verzehnfacht und steigt weltweit kontinuierlich an. Starkes Übergewicht wird mit unterschiedlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Erkrankungen in Verbindung gebracht, zeigt mehr oder weniger stark ausgeprägte Beeinträchtigungen im Alltag und im Berufsleben.
In erster Linie liegt einer Entwicklung vom Normalgewicht zu Übergewicht und Adipositas eine gestörte Energiebilanz zugrunde, die als Zeichen erhöhter Kalorienzufuhr, verlangsamter Stoffwechselaktivität und erheblichem Mangel an körperlicher Aktivität auftritt. In der Folge geben die angesammelten Fettzellmassen Botenstoff ins Blut ab, die nicht nur zu einer chronisch-systemischen Entzündung führen, sondern Herz-Kreislauferkrankungen, Typ 2-Diabetes, Bluthochdruck und gestörten Fettstoffwechsel hervorrufen. Die Forscher des Helmoltz Zentrums München haben sogar festgestellt, dass mit der negativen Beeinflussung des Stoffwechsels auch Karzinomzellen aggressiver werden können. Epidemiologische Studien zeigen, dass die Fettleibigkeit (Adipositas) mit aggressiveren Formen von Brustkrebs assoziiert ist und besonders bei Frauen nach dem Klimakterium ein höheres Risiko vorliegt an metastasiertem Brustkrebs zu erkranken.
Ein übergewichtiger Patient mit einem Typ 2-Diabetes hat nicht nur ein Problem mit seinem hohen Blutzuckerspiegel, sondern zeigt sehr häufig unterschiedliche Erkrankungsmerkmale, die das Gesamtrisiko des Betroffenen determinieren. Aufgrund dessen muss therapeutisch an mehreren Stellschrauben gedreht werden: der zu hohe Cholesterinspiegel muss gesenkt werden, ebenso wie ein oft erhöhter Harnsäurespiegel. Zur Reduktion des Bluthochdrucks wird ebenfalls ein Medikament gebraucht, der Blutzucker soll in den Normalbereich reduziert werden und eventuell drohende Unterzuckerungen benötigen die gesamte Aufmerksamkeit von Arzt und Patient. Ein Krankheitsbild mit so vielen Symptomen wird begleitet von ständiger medikamentöser Einstellung, Umstellung, Absetzung und Austausch von Medikamenten, bis eine zufriedenstellende und für den Patienten verträgliche und akzeptable Lösung gefunden ist. Mikro- und makrovaskuläre Schäden sollen mit der Gesamtmedikation reduziert bis vermieden werden, um auch die als Schlaganfall und Herzinfarkt drohenden Ereignisse zu vermeiden und die Sterblichkeit zu verringern.
Ein wichtiger Fortschritt besteht in der Entwicklung neuer und besser wirksamer Medikamente, die nach Möglichkeit mehrere Symptome der Adipositas-bedingten Veränderungen positiv beeinflussen. Besonders wird darauf geachtet Medikamenten-Interaktionen, Nebenwirkungen und negative endokrine Mechanismen zu vermeiden und vor allem keine zusätzliche Gewichtszunahme hervorzurufen.
Der übergewichtige Patient selbst hat den größten Einfluss auf den Therapieerfolg, wenn er seine ungesunden Lebensgewohnheiten konsequent abstellt, seine Kalorienaufnahme reduziert und sich deutlich mehr körperlich und sportlich betätigt. Damit gleicht sich die mit der Nahrung zugeführte Energie aus mit dem durch muskuläre Arbeit und die Steigerung des Grundumsatzes erzielten Energieverbrauch. Das viel zu hohe Körpergewicht sinkt langsam aber stetig und kann bei kontinuierlicher Fortsetzung des gesünderen Lebensstils viele Erkrankungssymptome mit dem Gewichtsverlust gleichzeitig verlieren.