Gar nicht so selten schieben Männer mit Erektionsstörungen einen Besuch beim Arzt aus Furcht vor unangenehmen Untersuchungen auf. Dennoch sollten sie in jedem Fall ärztliche Hilfe suchen: denn eine erektile Dysfunktion (ED) kann ein erstes Anzeichen für eine chronische Erkrankung wie Diabetes oder Herzkreislauf-Probleme sein.
Grundsätzlich sind Ärzten Erektionsstörungen und die Schwierigkeiten, darüber offen und freimütig zu sprechen, vertraut. Sie werden verständnisvoll darauf reagieren. Sollten Sie allerdings merken, dass ein Arzt ihr Problem nicht ernst nimmt, sollten Sie den Arzt wechseln. Spezialisten für „Männerkrankheiten“ und damit entsprechend geschult sind die Fachärzte aus der Gruppe der Urologen und Andrologen. In großen Kliniken gibt es oft eine Urologische Abteilung mit einer Ambulanz (Poliklinik), die spezielle urologische/andrologische Sprechstunden anbieten. Rufen Sie vorher an, ob dort solch eine Sprechstunde existiert und fragen Sie, ob man einfach mit der Karte kommen kann oder eine Überweisung vom Urologen oder Hausarzt braucht.
Der Hausarzt oder der Spezialist wird Ihnen zu Beginn viele intime Fragen stellen, um die Beschwerden richtig einordnen zu können. Dazu gehören auch eventuelle „peinliche“ Fragen nach Alkohol- und Drogenkonsum und auch zu sexuellen Gewohnheiten. Schönfärberei nützt dabei nichts. Hilfreich ist es, sich darüber vorab Gedanken zu machen und diese niederzuschreiben. Die Vorbereitungen können Sie auch mit Ihrer Partnerin gemeinsam treffen. Sie sollte Sie auch mit zum Arzt begleiten und ihren Anteil an der Krankheitsgeschichte mitteilen. Schließlich ist die Krankheit ein Problem, was Sie beide angeht und deren Behandlung auch die Partnerin betrifft.
Wenn Sie Medikamente einnehmen, von denen Ihr Arzt nichts weis, nehmen Sie den Beipackzettel mit. Wenn Sie eine Verformung Ihres Penis bei der Erektion bemerkt haben, ist es hilfreich, eventuell ein Polaroidfoto davon anzufertigen. Achten Sie aber darauf, dass nur Ihr gutes Stück zu sehen ist und nicht noch eine weitere Umgebung.
Der Arzt wird aber nicht nur Fragen nach der Sexualität stellen. Weitere Fragen sind, ob man Schmerzen im Harntrakt oder Probleme beim Wasser lassen hat, ob es Unfälle oder Verletzungen z. B. auch an der Wirbelsäule gab. Weitere Fragen richten sich nach Alkohol und Zigarettenkonsum oder Medikamenten. Er wird sich nach eventuellen Herz- Kreislauf-Problemen erkundigen, Schwächeanfälle oder Herzstolpern. Ebenso wird immer auch der Blutdruck gemessen.
Neben dem ausführlichen Gespräch erfolgt eine Blutentnahme, um die Cholesterinwerte zu bestimmen und um zu überprüfen, ob eventuell ein Diabetes mellitus hinter der ED stecken kann.
Sollte der Arzt zur Überzeugung kommen, dass eine Herz-Kreislauferkrankung oder der erhöhte Blutzucker mit der Erektilen Dysfunktion zusammenhängen, wird er den Patienten auf jeden Fall zu einem Internisten oder Kardiologen überweisen.
Zur Diagnose der Erektionsstörung gehören regelmäßig auch die Untersuchung der Prostata, sowie die Abtastung der Bauchorgane, Flanken, Leisten und Genitale. Bei der Abtastung der Genitale kann es sein, dass sich eine Verhärtung am Penis zeigt. Diese Induratio penis plastica kann ebenfalls Ursache für die ED sein. Diese Penisverkrümmung sollte auch mit einer Ultraschalluntersuchung weiter abgeklärt werden.
Mögliche Vernarbungen im Schwellkörper, die zu einer verminderten Durchblutung und Verkrümmung des Penis führen können, sind so erkennbar. Mittels Dopplersonographie lassen sich Gefäßverengungen im Penis feststellen. Manchmal ist es sinnvoll, auch die Hoden zu durchleuchten. Der Ultraschall zeigt, ob das Hodengewebe geschrumpft (Hodenatrophie) oder ein Tumor vorhanden ist. Dadurch kann die Testosteronproduktion gestört sein.
Um festzustellen, wie stark die Erektionsfähigkeit noch ist, werden die nächtlichen Erektionen (Tumeszenzen) gemessen. Nachts wird eine Stoffmanschette um den Penis gelegt, die an ein Messgerät angeschlossen ist. Mit dieser nocturnalen Tumeszenzmessung wird die Stärke der nächtlichen spontanen Erektionen sowie deren Häufigkeit und Dauer gemessen.
Röntgenuntersuchung:
Bei früherer Verletzung des Beckens sollte auch dieser Bereich geröntgt werden. Möglicherweise haben verletzte Knochen die Nervenstränge oder Blutgefäße beschädigt. Dies kann die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen. Bei Männern mit “verkalkten” Blutgefäßen (Arteriosklerose) werden spezielle Röntgenkontrastaufnahmen der Blutgefäße (Angiographien) durchgeführt. Engstellungen oder Verletzungen der Blutbahnen lassen sich so aufdecken.
Cavernosographie:
Besteht der Verdacht, dass die Gefäße im Penis stark geschädigt sind, führt man eine so genannte Cavernosographie durch. Penishaut und Schwellkörper werden örtlich betäubt und es wird ein Kontrastmittel in die Schwellkörper gespritzt. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft. Auf anschließend angefertigten Ultraschall- oder Röntgenaufnahmen kann man sehen, ob und in welchem Umfang die Blutgefäße geschädigt sind.
Neurologischer Check:
Bleibt eine medikamentöse Behandlung der ED mit den modernen PDE-5-Hemmern ohne Erfolge, kann es sein, dass die Nervenleitungen nicht intakt sind. Zunächst werden die allgemeinen Reflexe getestet. Anschließend wird geprüft, ob die Sensibilität in Penis und Beinen noch vollständig vorhanden ist. Ausfälle in diesen Bereichen können auf Bandscheibenvorfälle hinweisen, welche die Nervenleitungen abklemmen und so die Weiterleitung der Signale vom Gehirn behindern.
Sind organische Ursachen ausgeschlossen, dann liegen psychische Ursachen nahe. Aber auch bei organischen Ursachen kommen sehr schnell psychische Probleme dazu. In diesem Fall sollte eine psychotherapeutische Behandlung unternommen werden. Eine Einbindung der Partnerin in die Therapie sollte angestrebt werden. In vielen Fällen kann eine Beratung helfen. Bei tiefer liegenden Problemen sollte eine Psychotherapie einsetzen.