Dass Allergien in den Industrieländern zunehmen, liegt nicht zuletzt an den hohen Ansprüchen, die heutzutage man mit dem Begriff Lebensqualität verbindet. Warmes Wasser fließt aus jedem Hahn, die Leizung liefert eine konstante Wohnraumtemperatur, Luftbefeuchter schaffen ein angenehmes Raumklima und bequeme Postermöbel vervollständigen die Athmosphäre zum Wohlfühlen. Dieses kuschelige Zuhause birgt aber für viele Allergiker seine Tücken. Besonders Menschen mit allergischem Asthma leiden, entwicklen in der gemütlichen Umgebung eines gut geheizten Wohnzimmers mit hoher Luftfeuchtigkeit zunehmende Atemnot. Ursache für diese Beschwerden, unter denen besonders jugendliche Allergiker leiden müssen, sind Mitbewohner, für die das feucht- warme Raumklima ein Paradies darstellt.: die Hausstaubmilbe . Mit bloßem Auge sind diese Haustiere nicht zu erkennen. Sie sind fast blind, bewegen sich als blinde Passagiere mit dem Wind oder in den Kleidern der Menschen, sind Abfallfresser und halten sich bevorzugt im Hausstaub auf.
Der Staub in den Häusern und Wohnungen setzt sich aus sehr unterschiedlichen Substanzen zusammen. Wollfussel, Sandkörnchen, Pollen und Bakterien, aber auch Menschen- oder Tierhaare sowie Hautschuppen und mikroskopisch kleine Reste der Nahrungsmittel bilden gemeinsam den gewöhnlichen Hausstaub. Selbst bei sorgfältiger Reinigung und regelmäßigem Staubwischen läßt sich der normale Hausstaub nie völlig entfernen. Die mikroskopisch kleinen Partikel des Staubes befinden sich in der Atemluft und senken sich auf allen Flächen, sodaß eine vollkommene Vermeidung von Staubkontakt nahezu unmöglich ist.
Die Zusammensetzung des Staubes wird bei den oben genannten Bedingungen ergänzt durch ca. 1.500 Hausstaubmilben pro Gramm Staub, die sich einerseits von den Bestandteilen des Staubes ernähren, andererseits den Milbenkot wieder in den Staub absetzen.
Auch der durch Milben und Milbenkot angereicherte Staub ist Bestandteil der Atemluft oder sammelt sich im Hausstaub an. Bevorzugter Aufenthaltsort der Milben sind Polstermöbel und Betten, in denen sie je nach Wärme- und Feuchtigkeitsgehalt ideale Lebens- und Vermehrungsbedingungen vorfinden.
Ist die Milbenkonzentration in den Polstern oder Betten eines allergischen Asthmatikers extrem hoch, wird diesem früher oder später im wahrsten Sinne des Wortes die Luft wegbleiben. Die allergische Reaktion der Atemwege ist wie bei jeder Allergie durch eine Entzündung und Schwellung der Schleimhaut gekennzeichnet. Als Zeichen der Überreaktion und als Antwort auf die allergische Entzündung verkrampft sich die Muskulatur der Atemwege, wodurch diese zu eng werden, sodaß nicht genügend Luft und Sauerstoff aufgenommen werden kann.
Viele nächtliche Asthmaanfälle von Allergikern sind auf eine zu hohe Konzentration der Hausstaubmilbe im Bettzeug bedingt. Es kann aber auf unterschiedlichen Wegen der Versuch unternommen werden, die Milben zu entfernen oder deren Konzentration deutlich zu reduzieren. Durch normales Staubsaugen können die Milben und der Milbenkot nicht deutlich vermindert, geschweige denn völlig entfernt werden.
Der Versuch, die Bettfedern durch synthetisches Material zu ersetzen, führt diesbezüglich schon eher zum Erfolg. Werden Bettzeug und Matratze noch mit speziellen, allergiearmen Umhüllungen versehen, läßt sich die Milbenzahl zusätzlich vermindern.
Als besonders hilfreich hat sich das regelmäßige Lüften der Zimmer gezeigt, weil dadurch die Feuchtigkeit in den Wohn- und Schlafräumen erheblich vermindert und den Milben die optimalen Überlebensbedingungen entzogen werden. Bewährt hat sich eine Senkung der relativen Luftfeuchtigkeit auf weniger als 45 Prozent.
Temperaturen jenseits von 60 Grad Celsius können die Milben ebenso vernichten wie Temperaturen unterhalb des Gefriepunktes. Insofern kann bei Textilien oder waschbarem Bettzeug die Milbenzahl durch Waschen vorübergehend herabgesetzt werden. Bei kleineren Teilen, wie etwa Kuscheltiere oder Schmusedecken, wird der milbenreduzierende Effekt auch erreicht, wenn man diese Dinge über Nacht in die Tiefkühltruhe legt.
Zur Behandlung der Symptome einer Hausstauballergie haben sich sogenannte Antihistaminka bewährt, mit denen die allergische Reaktion der Atemwege blockiert wird. Wird kein Histamin aus den Mastzellen freigesetzt, beeinflußt dies die entzündliche Reaktion positiv und verhindert die Verkrampfung der Atemwegsmuksulatur.
Auch gibt es antiallergische Substanzen aus der Asthmatherapie, die die Atemwege direkt erweitern, z. B. Betamimetika oder Theophyllin. Tritt die allergische Reaktion mit sehr starken Asthmasymptomen auf, kann oft nur die Gabe von kortisonhaltigen Präparaten wirksam Abhilfe schaffen.