Neuer Ansatz in der Infarkttherapie möglich
Bei Verletzungen von Blutgefäßen muss Blutverlust möglichst schnell und effektiv verhindert werden. Dies geschieht durch die Gerinnung, an der eine ganze Reihe von Zellen, Proteinen und anderen Substanzen beteiligt sind, und ohne die selbst kleinere Verletzungen zu einem nicht beherrschbaren Blutverlust führen würde.
Die Gerinnungskaskade, führt in den verletzten Gefäßen dazu, dass Blutplättchen, die sogenannten Thrombozyten, zu einem Blutpfropf verklumpen, der schließlich die Blutung stillt. Alle Details, die zur Blutstillung führen, sind bisher allerdings noch nicht bekannt. Dabei wäre ein tiefes Verständnis dieser Prozesse nötig, beispielsweise um Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verstehen und wirksam behandeln zu können. Ein Blutpfropf entsteht nämlich auch in einem durch Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht oder Rauchen erkrankten Gefäß er kann dort zu Durchblutungsstörungen oder zum vollständigen Verschluss des Gefäßes führen.
Wissenschaftler der Abteilung für Molekulare Medizin am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried untersuchten Proteine auf der Oberfläche von Blutplättchen, die sogenannten Integrine, und sind dabei auf weitere Proteine gestoßen, die möglicherweise einen interessanten Ansatz für die Vorbeugung und Therapie von Herzinfarkt oder Schlaganfall bieten können.
Diese Integrine werden bei einem Gefäßdefekt aktiviert und vermitteln dann zum einen das Anheften der Blutplättchen an der geschädigten Gefäßwand, und zum anderen ihre Vernetzung untereinander, so dass ein Thrombus entsteht, der die Gefäßverletzung verschließen kann.
Die neuentdeckten Proteine -Talin-1 und Kindlin-3 – aktivieren offenbar diese Integrine, indem sie deren Struktur auf der Oberfläche der Blutplättchen so verändern, dass sie jetzt an elastische Fasern binden können, die die Thrombozyten dann miteinander vernetzen. Der Blutpfropf entsteht und die Blutungen stoppen innerhalb kürzester Zeit.
Der umgekehrte Weg ist nun für die klinische Anwendung zur Vorbeugung und Therapie von Herzinfarkt oder Schlaganfall möglich. Denn eine Blockade dieser Proteine würde dazu führen, dass gefährliche Verklumpungen in erkrankten Gefäßen aufgelöst werden oder erst gar nicht entstehen können. Besonders Kindlin-3 ist für die Forscher interessant: das Protein kommt nämlich ausschließlich in Blutzellen vor; Nebenwirkungen in anderen Zellen können damit ausgeschlossen werden.
Quelle: Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Martinsried, Bayern