Lebererkrankungen sind heimtückisch, weil sie sehr schleichend beginnen und sich nicht durch Schmerzen oder andere Beschwerden bemerkbar machen. Dadurch werden Erkrankungen dieses Organs oft viel zu spät festgestellt, häufig erscheint sie als Zufallsbefund einer Allgemeinuntersuchung der Labordaten.
Tückisch ist diese Situation, weil eine unbehandelte Lebererkrankung dazu neigt eine Fettleber auszubilden, die früher oder später in einer Leberzirrhose mündet. Dabei gehen die Leberzellen zugrunde, und die wichtige Entgiftungsfunktion, die eigentliche Aufgabe der Leber, schrumpft mit der Leber auf ein Minimum.
Immerhin weisen mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland erhöhte Leberwerte auf, die schon frühzeitig den Beginn der schleichenden Leberverfettung und Leberzirrhose ankündigen. Für dieses Kollektiv ist eine möglichst frühe Diagnose enorm wichtig. Zu den gefährdeten Personen gehören in erster Linie übergewichtige und adipöse Patienten, und an zweiter Stelle Menschen mit einer Alkoholsucht oder deutlichen Alkoholmissbrauch.
An erster Stelle steht die persönliche Gewichtsituation des Betroffenen, die eine Nicht-alkoholische Lebererkrankung ausbilden. Übergewicht und Adipositas betreffen inzwischen mehr als die Hälfte der Bevölkerung, und so mag es nicht verwundern, dass 30 Prozent der Gesamtbevölkerung aufgrund der hohen Körperfettmassen eine Fettleber entwickelt. Es ist meistens ein Bilanzproblem, dass die Menschen zu enormen Fettansammlungen ihres Körpers neigen. Gestört ist die Bilanz durch die Energieaufnahme durch Über- und Fehlernährung im Vergleich zum Energieabbau durch körperliche Bewegung und Sport.
Als Folge treten Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und metabolisches Syndrom sowie ein Diabetes bei den Betroffenen auf, die als manifeste Erkrankungen zur Arterioskleriose führen. Die Gefäße werden durch Fettablagerungen an den Gefäßwänden immer enger, mit zunehmender Gefäßenge steigt der Blutdruck an und ein hoher Blutzucker bei Diabetes schädigt das gesamte Herz-Kreislaufsystem. Herzkranzgefäß-Erkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfall sind die zu erwartenden Folgen dieser Entwicklung.
Ist die Leber aufgrund eines Alkoholmissbrauchs geschädigt, spielt sich vergleichbares in den Gefäßen ab. Der Weg zur Ausbildung einer Leberverfettung ist geebnet und bleibt die hohe Alkoholzufuhr bestehen, ist auch die Leberzirrhose vorprogrammiert. Für Frauen gelten 10 Gramm Alkohol täglich als unbedenklich, Männer dürfen etwa die doppelte Menge Alkohol zu sich nehmen, ohne das schwere Lebererkrankungen befürchtet werden müssen.
Werden die Ursachen der Leberverfettung beseitigt durch Gewichtsreduktion oder Alkoholabstinenz, kann sich die Leber noch gut regenerieren.
Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) fordert die Aufnahme der Leberuntersuchungen in die Vorsorgemaßnahmen, damit die Diagnose nicht weiterhin als Zufallsbefund und viel zu spät aufgedeckt wird.
Immerhin muss der betroffene Patient damit rechnen, dass die zunehmend eingeschränkte Entgiftung durch die erkrankte Leber zu veritablen Gehirnschäden führen kann. Ammoniak und andere schädliche Produkte können nicht mehr durch Metabolisierung unschädlich gemacht oder entsorgt werden, und gelangen mit der Blutversorgung direkt an die Gehirnzellen. Denkfähigkeit und allgemeine Leistungsfähigkeit gehen zunehmend verloren, und auch die Lebensqualität der Betroffenen geht gegen Null.