Im direkten Zusammenhang mit Übergewicht, Fettstoffwechselstörung und Bluthochdruck tritt häufig ein Typ 2-Diabetes auf, von dem derzeit nahezu acht Millionenen Menschen in Deutschland betroffen sind. In diesem großen Kollektiv leidet jeder dritte an peripherer Nervenschädigung, die der Arzt als diabetische Neuropathie bezeichnet.
Neben den Augenschädigungen, der diabetischen Retinopathie und der Nierenfunktionseinschränkung als diabetische Nephropatie tragen ein großer Teil der Menschen mit Diabetes auch das Risiko der Nervenschädigung, der diabetischen Neuropathie. Diese kann sowohl das vegetative Nervensystem als auch die motorisch- und sensiblen Nervenfasern betreffen und führt entsprechend zu verbreiteten Beschwerden im ganzen Körpers.
Verdauung
Ist das autonome Nervensystem betroffen, können sich Verdauungsstörungen einstellen, weil der Magen die aufgenommene Nahrung nicht mehr in gewohnter Weise transportieren kann. Üblicherweise entleert sich der Magen je nach Füllungszustand mit regelmäßigen Kontraktionen und gibt die Nahrung an das nachfolgende Verdauungssystem weiter. Ist die Innervation des Magens durch den schlecht eingestellten Diabetes beschädigt, entleert der Magen seinen kompletten Inhalt mit einem Mal. Dies hat sehr unterschiedliche Folgen für den Verdauungsprozess, die bei Diabetes von großer Bedeutung ist. Die plötzliche Überlastung des Systems mit Nährstoffen, Kohlehydraten, Proteinen und Fetten, setzt jegliche körpereigene Regulation außer Kraft. Plötzlich stehen große Glukosemengen für den Stoffwechsel bereit, auf den dieser nicht vorbereitet ist. Der Blutzucker steigt auf enorme Konzentrationen und die Gesamtregulation ist extremen Schwankungen unterlegen.
Herzfunktion
Auch kann die Schädigung der autonomen Nerven ein Risiko zur Entstehung von Herzproblemen sein. Während üblicherweise der Herzrhythmus sich jeder Belastung anpasst und schneller wird unter körperlicher oder psychischer Anstrengung, ist diese wichtige Anpassungsfunktion durch die Nervenschädigung beeinträchtigt. Der Arzt spricht dann von einem Beat-to-Beat-Rhythmus, weil zwischen jedem Herzschlag immer der gleich Abstand besteht, unabhängig davon, ob der Betroffene nun sportliche Leistungen vollbringt oder ruhig vor dem Fernseher sitzt.
Füße
Ist der Diabetes über Jahre schlecht eingestellt, führt dies auch zur Schädigung der peripheren Nerven, bevorzugt dort, wo die Nervenfasern besonders lang sind. Daher haben viele Diabetiker Probleme an den Füßen und entwickeln ein diabetisches Fußsyndrom mit schlecht heilenden Verletzungen und Veränderungen der anatomischen Struktur. Auch an den Beinen oder Armen kann sich diese diabetische Neuropathie bemerkbar machen. Es liegen bereits deutliche Schäden vor, wenn das typische Kribbeln und Taubheitsgefühl, die Wärmeempfindlichkeit sowie die veränderte Sensibilität spürbar sind. Manche Diabetiker spüren auch ein Brennen, Reißen oder einen bohrenden Schmerz. Regelmäßig werden von den Betroffenen auch Schlafstörungen oder Depressionen geklagt.
Diesem gesamten Beschwerdekomplex liegt immer ein schlecht eingestellter Diabetes zugrunde. Daher ist es unverzichtbar, regelmäßig den Blutzucker bestimmen zu lassen, sei es beim Arztbesuch oder zu Hause, mit einem qualitativ hochwertigen zuverlässigen Blutzucker-Messgerät. Der Arzt sollte mindestens einmal jährlich eine Kontrolluntersuchung der Nervensituation durchführen. Dabei werden die Kälte- und Wärmeempfindung geprüft, ebenso wie die Funktion der Muskulatur anhand der Muskelreflexe. Auch die Nervenleitgeschwindigkeit gibt Auskunft, ob die Nervenfasern gesund sind und ihre Funktion wahrnehmen könnten, oder ob sie beschädigt sind und die aufgenommen Temperatur- oder Berührungssignale nur verzögert weiterleiten.
Jede Möglichkeit der Vorsorge sollte wahrgenommen werden: Das Körpergewicht reduzieren, Rauchen und vermehrter Alkoholkonsum sollten aufgegeben oder komplett eingestellt werden. Die Fußpflege eines Diabetikers gehört in die Hände eines medizinisch geschulten Podologen, und keinesfalls darf mit scharfen Gegenständen selbst an diabetischen Füßen hantiert werden.
Bei sehr starken Schmerzen wird ein Schmerzmittel erforderlich, welches häufig dem Bereich der Antidepressiva oder Neuroleptika zugeordnet werden kann.