Blasenschwäche ist für viele Menschen noch immer ein Tabuthema. Die meisten in Deutschland (geschätzte 5 Mio.) trauen sich nicht einmal mit ihrem Arzt darüber zu sprechen.
Dabei kann es jeden treffen: Ob jung oder alt, Mann oder Frau.
Die Blasenschwäche ist keine Erscheinung, die man ab einem gewissen Alter einfach hinnehmen muss. Ebenso wie bei einem Herzinfarkt ist medizinische Hilfe auch bei ungewolltem Harnverlust (Inkontinenz) selbstverständlich und die Behandlungserfolge können sich sehen lassen: In 80 bis 90 Prozent aller Fälle kann dem Betroffenen gut bis sehr gut geholfen werden.
Viele werden sogar ganz geheilt. Es lohnt sich also, den ersten Schritt zu gehen und Hilfe bei seinem Arzt zu suchen.
Zwischen der Blase und den Steuerzentralen im Gehirn kann es zu “Verständigungsproblemen” kommen. Dann zieht sich die Blasenwandmuskulatur zusammen und es erhöht sich der Druck im Inneren der Blase.
Dadurch entsteht das Gefühl, ständig die Toilette aufsuchen zu müssen, auch wenn sich erst wenige Tropfen angesammelt haben. Man spricht dann von einer überaktiven Blase. Sie ist eine Vorstufe der Inkontinenz.
Steuerungsprobleme der Blase sind auch die Ursache für die Drang-Inkontinenz. Hier tritt der Harndrang aus heiterem Himmel auf und kann nur kurze Zeit unterdrückt werden. Wenn dann keine Toilette in erreichbarer Nähe ist, gibt es irgendwann kein Halten mehr und Urin geht unfreiwillig verloren.
Ursache einer Instabilen Blase können sich in seltenen Fällen auch aus einer neurologischen Erkrankung heraus entwickeln, wie z. B. nach einem Schlaganfall, aufgrund einer Wirbelsäulengymnastik oder als Folgeerscheinung der Multiplen Sklerose.
Bei der überaktiven Blase wie auch bei der Drang-Inkontinenz gibt es zwei Behandlungsschritte:
gezieltes Training des Wasserlassens mit Beckenboden-Übungen und ein MiktionsTagebuch, in dem die Zahl der Toilettengänge verzeichnet werden.
Einsatz von Medikamenten
Über 80 Prozent der Betroffenen kann mit dieser Therapie-Kombination geholfen werden. Bei der Behandlung mit Medikamenten stellen die sogenannten Anticholinergika die wichtigste Gruppe dar.
Sie verhindern ein zu frühes Zusammenziehen der Muskulatur und damit den Druckanstieg in der Blase. Ein wichtiges Problem vieler Präparate sind die Nebenwirkungen, die zwar meist nicht gefährlich, aber doch sehr unangenehm sein können.
Mundtrockenheit, Übelkeit, Verstopfung, Müdigkeit und Sehstörungen sind Beispiele dafür. Viele Patienten setzen die Medikamente aus diesem Grund wieder ab, obwohl sie gut geholfen haben.
Neuere Vertreter aus der Gruppe der Anticholinergika zeigen allerdings viel geringere Nebenwirkungen als ihre älteren Verwandten. Diese modernen Präparate werden auch als “Antimuscarinika” bezeichnet.
Wenn die Kombination aus Toiletten-Training und Medikamenten nicht den erwünschten Behandlungserfolg erzielt, gibt es noch die Möglichkeit der Elektrostimulation.
Dabei wird ein kleines Implantat eingesetzt, das bestimmte Nerven stimmuliert und auf diese Weise ein vorzeitiges Zusammenziehen der Blaseninneren verhindert.
Bleiben dann immer noch Probleme bestehen, was allerdings nur in sehr seltenen Fällen vorkommt, muss über einen größeren Eingriff nachgedacht werden.