Die Erkennung von Substanzmissbrauch wird häufig verpasst. Die meisten Abhängigen versuchen, ihre Situation zu beschönigen und zu verleugnen.
Häufige Arztbesuche wegen unklarer Beschwerden, wiederholte Rezeptforderungen von Beruhigungsmitteln oder auch häufige Unfälle können ein Hinweis auf eine verleugnete Alkohol-, Medikamenten- oder Drogen-Abhängigkeit sein.
Eine exakte Diagnose sowohl der Angsterkrankung als auch der Suchterkrankung ist wichtig als Grundlage des individuellen Therapiekonzeptes. Die primäre Erkrankung hat Vorrang bei der Therapieplanung.
Alkohol- und/oder Medikamentenmissbrauch treten sehr häufig auf. Daher befragen die meisten Ärzte jeden Patienten routinemäßig danach. Nikotinkonsum, Alkoholkonsum und der Umgang mit Medikamenten werden in jedem Krankenblatt festgehalten. Bei entsprechendem “Verdacht” werden dann die Fragen weiter gefasst. Eine vollständige Suchtmittelanamnese ist wichtig, damit der Arzt Art und Phase der Abhängigkeit sowie die Verknüpfung mit der Angststörung feststellen kann.
Körperliche Untersuchung
Viele Symptome einer Angststörung können auch durch bestimmte Medikamente, durch organische Erkrankungen oder durch Missbrauch von Drogen oder Alkohol verursacht werden. Vor der Therapie der Angsterkrankung müssen daher durch eine gründliche körperliche Untersuchung diese Ursachen diagnostiziert oder ausgeschlossen werden.
Körperliche Suchtfolgeerkrankungen, wie Schädigungen des Verdauungsapparates, Fettleber oder Leberzirrhose bei Alkoholabhängigkeit, müssen bei der Diagnostik erfasst werden.
Laboruntersuchungen
Zur routinemäßigen Laboruntersuchungen gehört bei Verdacht ein Drogenscreening aus dem Urin. Dort wird nach Hinweisen auf Opiate, Barbiturate, Benzodiazepine, Cannabis, Kokain und Amphetaminen (Speed) gesucht.
Angst-Fragebögen und Klassifikationssysteme
Zur exakten Diagnose von Angststörungen gibt es standardisierte Fragebögen und Interviews sowie medizinische Klassifikationssysteme, die dem Arzt eine genaue Eingrenzung des individuellen Krankheitsbildes ermöglichen.
Die wichtigsten Klassifikationssysteme sind das amerikanische “Diagnostische und das statistische Manual (DSM IV)” und die “Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10)”.
Suchtmittel-Fragebogen
Mittels des von der WHO empfohlenen Audit-Fragebogens kann eine Frühdiagnostik von Alkoholproblemen erfolgen. Durch den Fragebogen können die durchschnittlich konsumierten Alkoholmengen als mögliche soziale und psychologische Folgen des Trinkens erfasst werden. Zur vertieften Diagnostik liegen im deutschen Sprachraum verschiedene Fragebögen vor, wie der Münchner Alkoholismus-Test (MALT von Feuerlein), das Trierer Alkoholismus-Inventar (TAI von Funke), oder der Europ-Asi (von Gesellhofer). Noch ausführlicher können Informationen in standardisierten Interviews gewonnen werden.