Es gibt unterschiedliche Formen neuropathischer Schmerzen und eine davon ist die Polyneuropathie. Dabei sind periphere Nervenbahnen geschädigt, die aus sensiblen, motorischen und vegetativen Nervenfasern bestehen. Während die sensiblen Fasern für die Berührungs- und Temperaturempfindung zuständig sind, leiten motorische Fasern Signale für die willkürliche Bewegung weiter. Vegetative Fasern sind an der Funktion der inneren Organe und an der Haut für die Schweißsekretion verantwortlich.
Welche polyneuropathischen Schmerzen sich bei dem einzelnen herausbilden, liegt demnach daran, welche Nervenfasern geschädigt sind.
Ursache für die Polyneuropathie ist eine Zerstörung von Nervengewebe in der Peripherie des Körpers. Dafür verantwortlich können Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus, toxische Prozesse durch chronischen Alkoholmissbrauch, Infektionen oder auch Autoimmunerkrankungen sein.
Am häufigsten findet sich eine symmetrische Polyneuropathie an den Händen oder Füßen. Die Patienten klagen über handschuh- oder sockenförmige Ausbreitung der Missempfindungen und meist sind die sensiblen Nervenbahnen betroffen.
Ist die Sensibilität der Hautoberfläche betroffen, kommt es zu einem Kribbelgefühl, dem sogenannten „Ameisenlaufen“. Gleichzeitig ist auch das Empfinden für Kälte oder Wärme gestört. Begleitetet werden Polyneuropathien häufig von unterschiedlichen Schmerzsymptomen, die brennend, reißend, stechend und attackenförmig auftreten, oder sich als dauerhaftes dumpfes Schmerzempfinden äußern.
Die neurologische Untersuchung ist erforderlich, damit der Arzt beurteilen kann, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Dazu wird er die Sensibilität prüfen und kontrollieren, ob die Reflexe noch erhalten sind. Zur weiteren Diagnostik können elektrophysiologische Untersuchungen (ENG = Elektroneurographie) oder Untersuchungen der Muskeln (EMG = Elektromyographie) durchgeführt werden. Dabei wird die Leitgeschwindigkeit des Nerven und die Reaktion des Muskels auf einen Nervenreiz geprüft und bestimmt.
Bei Diabetikern kommt es mit zunehmender Dauer und Schwere der Erkrankung bei nahezu 50 Prozent zu einer solchen Polyneuropathie. Dabei werden die Nerven bei zu hohen Glukosekonzentrationen im Blut geschädigt, weil deren Abbauprodukte für das Nervengewebe toxisch sind. Vor allem dann, wenn der Diabetiker nicht stabil auf normnahe Werte eingestellt ist, und der Blutzucker häufiger entgleist, ist das Risiko für eine Polyneuropathie hoch. Es beginnt mit den erwähnten handschuh- oder sockenförmigen Missempfindungen, die sich langsam immer weiter ausbreiten. Zum Kribbeln gesellt sich ein Taubheitsgefühl, es kommt zu Krämpfen und der Schmerz wird besonders in der Nacht oft unerträglich.
Im weiteren Verlauf eines schlecht eingestellten Diabetikers kann es auch zu den sogenannten autonomen Neuropathien kommen. In diesem Fall sind die versorgenden Nerven der inneren Organe betroffen. Der Puls folg nicht mehr der jeweiligen Belastung des Individuums, sondern das Herz schlägt in einem starren Rhythmus. Ist der Magen betroffen, kommt es zu einer Verzögerung der Magenentleerung. Dies ist bei Diabetikern besonders problematisch, die ja mit geregelten Mahlzeiten versuchen ihren Blutzucker konstant zu halten. An der Haut sind die Schweißsekretion und die Durchblutung gestört und besonders der Fuß des Diabetikers ist extrem gefährdet. Diabetikerfüße dürfen nur fachmännisch gepflegt werden, weil jede Verletzung dazu führen kann, dass nicht heilende Verletzungen entstehen, die als ein erster Schritt auf dem Weg zur Amputation der Zehen oder des Fußes gewertet werden müssen.
Störungen der Harnentleerung und Impotenz sind weiter Folgen einer diabetischen Neuropathie. Daher sollte jeder Diabetiker darauf achten, dass der Blutzucker konsequent auf normnahe oder nomale Werte eingestellt ist. Damit können Polyneuropathien vermieden werden, oder das Fortschreiten der Polyneuropathie kann verzögert werden.
Gegen die Schmerzen bei diabetische Polyneuropathie helfen nur bestimmte Arzneimittel, die aus dem Bereich der Antiepileptika oder Antidepressiva kommen.