Wird bei Übergewichtigen oder Adipösen eine klinische Blutuntersuchung durchgeführt, zeigt die Auswertung häufig hohe Entzündungsmarker, wie das C-reaktive Protein (CRP) und Interleukin 6, sowie einen erhöhten Nüchterninsulinspiegel. Dies ist einerseits Ausdruck des Diabetesrisikos und andererseits der Gefahr einer Gefäßschädigung durch Ablagerung an den Arterienwänden.
Die dramatische Zunahme des Körpergewichts zeichnet sich in der bundesdeutschen Bevölkerung ab, die ein hohen Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes bedeutet. Die Behandlungsergebnisse der Adipositas und des Übergewichts führen oft nur zu bescheidenen Erfolgen, und das hohe Erkrankungsrisiko wird für das Gesundheitssystem der Zukunft nahezu unbezahlbar. Es ist höchste Zeit darüber nachzudenken, ob mit Sport und Ernährungsumstellung alleine dem Problem zu Leibe gerückt werden kann, oder ob durch neue Therapiekonzepte die Folgeerkrankungen verhindert werden können. Meist sind die erhöhten Entzündungswerte verbunden mit deutlichen Anzeichen eines metabolischen Syndroms: Insulinresistenz der Zellen, erhöhte Insulinspiegel, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen treten sehr häufig im Gefolge des Übergewichts und der Adipositas auf.
Gravierend dabei ist, dass an der Gefäßwand vermehrt freie Sauerstoffradikale auftreten, die dort ihr schädigendes Muster hinterlassen. Körpereigene Reparaturzellen, sogenannte endogene Progenitorzelle, sind sowohl bei Patienten mit Herzerkrankungen, solchen mit Diabetes und auch bei Übergewicht vermindert. Erst wenn die freien Sauerstoffradikale und die Entzündung an der Gefäßwand therapeutisch bekämpft werden, steigt sich die Anzahl der endogenen Progenitorzellen im Blut wieder an und auch deren reparierende Funktion verbessert sich.
Die Fettzellen (Adipozyten) des viszeralen Fettgewebes setzen unterschiedliche Hormone frei, die zu den Veränderungen der Entzündungswerte und anderern Blutwertveränderungen beitragen. Auch die Funktion der Leberzellen wird gestört, weil die Leber Fette speichern kann und sich eine Fettleber (nicht-alkoholischen Fettleber) ausbildet. Sie ist ebenso beteiligt an der Produktion von Glukose durch die Glukoneogenese und damit an der diabetischen Stoffwechsellage.
Es wird deutlich, dass die Zusammenhänge zwischen Übergewicht und Entzündungsvorgängen sich auf den Stoffwechsel, die Blutwerte und die Organfunktion auswirken. Auf klinischer, organischer und molekularer Ebene bestehen viele Wechselwirkungen für Stoffwechsel und Entzündung, wenn der Patient übergewichtig oder adipös ist. Wegen der engen Verbindung der Adipositas zu metabolischen Erkrankungen und einem kardiovaskulären Risiko werden gegenwärtig intensive Forschungsaktivitäten durchgeführt, die auf die Unterdrückung der Entzündung abzielen, weil damit die multiplen Risiken für den Adipösen reduziert werden könnten und die Prognose verbessert würde.