Genetische Faktoren und individuelle Umweltfaktoren sind an der Entstehung eines Diabetes mellitus beteiligt. Jährlich kommen mehr als 250.000 Menschen hinzu, denen die Stoffwechselerkrankung neu diagnostiziert wird. Als Hauptursachen gelten die regelmäßige Überernährung und die Verweigerung ausreichenden Training durch körperlichen Aktivität.
Bei den meisten geht die Erkrankung von einer Insulinresistenz aus. Diese beschreibt die zunehmende Unfähigkeit der Körperzellen mit dem Stoffwechselhormon zu korrespondieren, so dass die Glukose nicht mehr in die Zelle gelangt, und zu hohe Konzentrationen im Blut bleiben. Hohe Blutzuckerspiegel richten aber an den Gefäßwänden, an der Nerven und fast allen Organen nahhaltige Schäden an. Die meisten Diabetiker haben ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall durch die Atherosklerose. Die Fettzellen produzieren Botenstoffe und Hormone, die einer dauerhaften Entzündung gleichkommen
Erstaunlicherweise bleiben etwa 30 Prozent der stark übergewichtigen oder adipösen Menschen von dieser bedrohlichen Entwicklung verschont. Dies wurde durch Messungen der Gefäßdicke bei den Betroffenen in der Universität Tübingen festgestellt. Keine Probleme mit einer Insulinresistenz oder anderen metabolischen Veränderungen wurden bei diesen Menschen gefunden, und auch die Entzündungsmediatoren sind bei ihnen nicht erhöht. Stellen diese übergewichtigen ihren Lebensstil um und ernähren sich gesünder oder betreiben ausgiebigen Sport, kommen sie zu keinen beeindrucken Erfolgen. Dieses Kollektiv gehört zu den „gesunden Dicken“, sie keine gesundheitlichen Konsequenzen durch ihr Körpergewicht befürchten müssen.
Diesen steht aber die weitaus größere Gruppe der Übergewichtigen und Adipösen gegenüber, die benachteiligt sind, weil sie gewichtsbedingt krank werden. Insulinresistenz und multiple metabolische Störungen machen sie zu Diabetikern, hohe Fettmassen reichern sich im Bauchraum und – besonders bedrohlich – in der Leber an, und sie müssen eine Fettleber befürchten, die nicht durch Alkoholmissbrauch verursacht ist. Vor der Entstehung einer koronaren Herzerkrankung und dem arteriosklerotischen Gefäßumbau sind diese Menschen nicht geschützt und sie müssen Herzinfarktes, Schlaganfalles, Augen- und Nierenerkrankung sowie eine Nervenschädigung befürchten.
Ein gesundheitsbewusstes Verhalten an den Tag zu legen, fällt diesem Kollektiv viel schwerer als Normalgewichtigen, weil die Insulinwirkung im Gehirn verändert ist, jede Verhaltensänderung aber im Gehirn beginnen muss. Die Insulinresistenz im Gehirn lässt bei den Betroffenen das Gefühl für die Sättigung nicht aufkommen. Die Anregung zum Essen ist verlängert und es wird mehr und über längere Zeit gegessen, so dass bei einigen Betroffenen keine Pausen mehr zwischen Mahlzeiten eingehalten werden. Damit wird der konstanten Gewichtszunahme Tür und Tor geöffnet.
Die gute Nachricht für diese Übergewichtigen Personen lautet: sie können durch eine Verhaltensänderung gegen diese Fehlsteuerung im Gehirn ankämpfen. Es hat sich in der Tübinger Untersuchung gezeigt, dass ein Verzicht auf gesättigte Fettsäuren und die vermehrte Zufuhr ungesättigter Fettsäuren die Insulinresistenz im Gehirn verbessern kann. Auch die regelmäßige Bewegung hinterlässt deutliche Effekte an der Fehlsteuerung des Gehirns, und eine Verhaltensänderung hin zu mehr körperlicher Aktivität ist für die Betroffenen wieder vorstellbar und machbar. Ernährungsumstellung und Bewegungsverhalten sind daher die probaten Mittel zur Senkung von Übergewicht und zur Prävention vor Folgeerkrankungen.