Aus vielen Verletzungen resultiert eine Wunde, deren Heilung in drei Phasen abläuft. Dabei kommt es zunächst zu einer Entzündungsphase, in der die Blutgerinnung aktiviert und die Blutung gestoppt wird. Blutplättchen (Thrombozyten) werden vermehrt an den Ort der Verletzung gebracht und setzen Wachstumsfaktoren frei, neutrophile Granulozyten (weiße Blutkörperchen) zerstören und entfernen die eingedrungenen Mikroorganismen. Enzyme, sogenannte Proteasen, bauen das tote Gewebe ab (Debridement), und die Zytokine und Monozyten stimulieren die Bildung von neuem Gewebe über die Fibroblasten und Entzündungsbotenstoffe, den sogenannten Zytokinen.
Darauf folgt die sogenannte Granulationsphase, in der das Granulationsgewebe gebildet wird, das den Defekt verschließt. Dabei nimmt die Zahl der Zellen massiv zu, und die Epidermis wandert langsam von den Wundrändern über das Granulationsgewebe.
Der physiologische (natürliche) Wundheilungsprozess endet im epithelialen Wundverschluss, bei dem zellarmes und matrixreiches Bindegewebe zurückbleibt, das als Narbenbildung die Wundheilung abschließt.
Damit ist die Hautfunktion als Barriere gegen Angriffe von außen weitgehend wieder hergestellt, und die vermehrte Proliferation, die den Heilungsprozess begleitet hat, geht wieder zurück. Unter der obersten Hautschicht Epidermis finden allerdings noch für längere Zeit reparierende Umbauprozesse statt, bei denen das zellreiche Granulationsgewebe von der Heilung in ein zellarmes Narbengewebe umgewandelt wird.
Bei einigen gleichzeitig bestehenden Grunderkrankungen heilen die Wunden nicht spontan und komplikationslos ab (primäre Wundheilung). Vielmehr stellen sich unterschiedliche Wundheilungsstörungen ein (sekundäre Wundheilung). Diese wird vor allem bei Menschen mit Durchblutungsstörungen gesehen, weil die durch das Blut transportierten Bestandteile für die Wundheilung nicht in ausreichenden Mengen angeliefert werden. Vor allem fehlt dem Heilungsprozess auch die ausreichende Oxigenierung durch den mit dem Blut transportierten Sauerstoff, und die eingedrungenen Mikroorganismen und Abfallprodukte des Heilungsprozesses werden nicht effektiv beseitigt.
Die Wundheilung kann auch durch eine immunologische Störung verzögert werden, bei der die Kontrolle der entzündlichen Aktivität nicht ausreichend ist. Bei Diabetikern verhindern hohe Blutzuckerwerte die Wundheilung, weil die zellulären Mediatoren nicht in ausreichender Menge gebildet werden. Dadurch entsteht ein kaum funktionelles Granulationsgewebe, weil wichtige Aminosäuren (Eiweiße), Spurenelemente und Sauerstoff nicht in ausreichenden Mengen zu Verfügung stehen.
In manchen Fällen sind auch Medikamente für eine gestörte Wundheilung verantwortlich, etwa wenn hohe Dosierungen an Kortison täglich eingenommen werden müssen, oder auch bei einer Chemotherapie mit Zytostatika.
Treten Wundheilungsstörungen in der letzten Phase des Wundheilungsprozesses auf, kommt es meist zu einer hypertrophierten Narbenbildung (zu viel Narbengewebe) oder zu Narbenkeloiden. Dies sind über das normale Hautniveau hinaus wachsende narbige Anteile, die sich als deutliche Wucherungen präsentieren.
Die moderne Lokaltherapie schlecht heilender Wunden greift auf Substanz beschichtete Auflagen zurück, die zur Förderung der Wundheilung auf unterschiedlichen Ebenen beitragen. Zunächst sollten aber immer abgestorbene (nekrotische) Wundränder abgetragen werden, und über die Anfrischung der Wundränder wird eine neue akute Wunde geschaffen, um die Ausgangsbedingungen der Heilung zu verbessern.
Durch eine feuchte Wundbehandlung mit Wundauflagen, die unterschiedliche Substanzen enthalten, wird die Heilung unterstützt. Dabei können Proteasen (enzymatische Substanzen) helfen, die nekrotischen Anteile von der Wunde zu entfernen, und so der Proliferation und Einwanderung von Immunzellen, Spurenelementen und Sauerstoff den Weg zu bahnen.
Enthalten die Wundauflagen Hydrokolloide, wird das Wundsekret an Quellsubstanzen gebunden und die Situation zur Heilung verbessert. Eine Silber imprägnierte Wundauflage trägt zur Beseitigung eingedrungener Erreger aus dem Wundgebiet bei.
Heilen Wunden ohne erkennbaren Grund schlecht ab, sollte auch an das Vorliegen einer Allergie gegen das Verbandsmaterial oder gegen eventuell verwendete Heilsalben gedacht werden.
Ist die Ursache der Wundheilungsstörung in einer schlecht eingestellten Stoffwechselsituation zu vermuten, etwa bei Diabetikern, muss in erster Linie der Blutzuckerwert in den Normbereich gebracht werden. Empfehlenswert bei allen auftretenden Störungen der primären Wundheilung ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der beteiligten Fachrichtungen, etwa eines Immunologen, eines Internisten zur Abklärung einer Stoffwechselstörung wie Diabetes oder Schilddrüsenerkrankung und im Bedarfsfall auch eines Angiologen, der die Durchblutungssituation abklärt.