Aus Untersuchungen geht hervor, dass fast zwei Drittel der Deutschen Klinikärzte tag-täglich negativem Stress ausgesetzt sind. Das bestärkt bei einer nicht unerheblichen Zahl den Wunsch aus dem Job auszusteigen. Immer mehr Ärzte resignieren vor der enormen Bürokratielast, dem ökonomischen Überdruck und der immer enger werdenden Arbeitsverdichtung. Daher fordert der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Professor Matthias Anthuber, eine Umkehr auf dem Weg in den Burn-out. Er appelliert an die gesundheitspolitisch Verantwortlichen, das hohe Ausmaß an Verwaltungstätigkeit für die Mediziner abzubauen, damit die Zeit der tatsächlich ärztlichen Tätigkeit auch in diesem Sinne genutzt werde. Erleichterung für und Vereinbarung von Familie und Beruf könnten Klinik-Kitas mit 24 Stunden-Betreuung leisten.
Eine britische Studie aus dem letzten Jahr bezeichnet Burnout unter den Ärzten als Epidemie.
„Alle nationalen und internationalen Studien belegen den enormen Anstieg“, berichtet Dr. Hans-Peter Unger, Chefarzt des Zentrums für Seelische Gesundheit am Asklepios-Klinikum Harburg. Als Auslöser solcher Gesundheitsgefährdung werden einhellig das Übermaß an Bürokratie, Arbeitsverdichtung, Multitasking, häufige Unterbrechungen sowie fachfremde ökonomische und politische Zwänge angeführt. „Hinzu kommt, dass die Patienten informierter und kritischer geworden sind“, so der Psychiater und Psychotherapeut. „Insgesamt befinden sich Klinikärzte zunehmend stärker zwischen Skylla und Charyptis aus Ökonomie und Patientenwohl, wodurch Dauerstress, Frustration und Erschöpfung resultieren.
Junge Ärzte könnten abdriften aus der Kliniktätigkeit und sich zu einer angestellten Tätigkeit in der ambulanten Medizin hinwenden, wie z.B einer Gemeinschaftspraxis oder in einem Medizinischen Versorgungszentrum. Nach einer Umfrage unter Federführung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ist dies für 70 Prozent der Studierenden ein anzustrebendes Ziel; für die kurative Medizin in der Klink sei dieses Signal eine Katastrophe, so Professor Anthuber. Er schrieb dem Gesundheitsminister ins Stammbuch, dem Gesundheitssystem einen großen Dienst zu erweisen und die überbordende Bürokratie zurückzuführen und das Arbeitsfeld des Klinikarztes nicht weiter einzuschränken.