Fehlende körperliche Aktivität, zu wenig Schlaf und zu späte Schlafenszeiten in Kombination mit hochkalorischer Ernährung ohne ausreichende Sättigungswirkung sind maßgeblich an der steigenden Verbreitung von Übergewicht und Adipositas beteiligt. Die zu ergreifenden Gegenmaßnahmen sollten auf individueller und gesellschaftlicher Ebene etabliert werden, um dauerhaft eine wirkungsvolle Reduktion von Übergewicht und Adipositas zu implementieren.
Während der direkte Einfluss auf das Körpergewicht von biologischen Faktoren und der Energiebilanz determiniert sind, haben Lebensstil-abhängige Faktoren, wie beispielsweise der sozio-ökonomische Status, wesentliche Auswirkungen auf die Entstehung von Übergewicht. Mit 60 bis 80 Prozent ist das Körpergewicht erblich bedingt und die breite Varianz des BMI kann durch genetische Faktoren erklärt werden. Hinzu kommt vor allem der sozio-ökonomische Status, der neben dem Geburtsgewicht und dem Körpergewicht der Eltern entscheidend an der Gewichtsentwicklung beteiligt ist.
Eine besonders wichtige Rolle scheint die verkürzte Schlafdauer einzunehmen, aber auch die fehlenden Rituale und geregelten Mahlzeiten gehören zu den Lebensstil-abhängigen Faktoren, die sich negativ auf das Körpergewicht auswirken.
Weit verbreitet ist die Ansicht, dass Menschen mit zu hohem Körpergewicht vorwiegend durch die Fehlernährung, und hier werden vor allem Süßigkeiten angeführt, die Probleme hervorrufen. Wissenschaftlich belegt konnte dieser Zusammenhang bisher aber nicht, so die Autoren einer Studie von der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Zürich (ZHAW), Professor Christine Brombach und Sophie Clauß.
Auch eine gesundheitliche Gefährdung durch den Verzehr großer Mengen Süßigkeiten und damit verbundenes Übergewicht wurden ebenfalls nicht wissenschaftlich ausreichend bestätigt. Aus verschiedenen Studien lässt sich ableiten, dass die Energiezufuhr in den letzten Jahren bei Kindern nicht angestiegen ist, und auch bei Erwachsenen liegt diese durchschnittlich unter den Richtwerten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Nach Ansicht der Autoren wird häufig übersehen, dass einerseits die Gesamtenergiezufuhr geringer wird, die prozentuale Energiezufuhr mit hochkalorischen Lebensmitteln steigt und geht mit einer geringeren Sättigung einher. In diesem Zusammenhang werden besonders die mit Zucker gesüßten Getränke und zuckerhaltige Säfte angeführt. Wird diese hohe Energiezufuhr nicht durch körperliche Aktivität oder die Reduktion anderer hochkalorischer Lebensmittel kompensiert, kann eine positive Energiebilanz resultieren. Erklären wird der Unterschied zwischen der physiologischen Wirkung von Glukose und Fructose angeführt, die zwar einen identischen Brennwert haben, allerdings unterschiedliche Stoffwechselwege beschreiten.
Aufgrund dessen sollte die mangelnde Bewegung und körperliche Aktivität ins Blickfeld des Gewichtsmanagements gestellt werden, weil diese sich in den letzten Jahren rapide verringert haben. Bei weiten wird die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene wöchentliche Aktivitätszeit nicht erreicht.
Schul- und Arbeitswege sowie die alltäglichen Erledigungen werden seltener zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt. Die täglichen Sitzzeiten in der Schule oder im Büro sind deutlich zu hoch, und werden nicht nachhaltig durch verstärkte körperliche Aktivität in der Freizeit kompensiert.
Nach Ansicht des Lebensmittelchemischen Institut (LCI) des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie empfiehlt aus den Sitzzeiten mehr Bewegungszeiten zu machen. Den Durst möglichst mit energiefreien Getränken zu stillen, ausreichende Schlafenszeiten und geregelte Mahlzeiten wieder einzuführen. Den Kindern wird damit wieder mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung bei gemeinsamen Mahlzeiten geschenkt.