Diabetiker sollen ihre Füße immer genau unter die Lupe nehmen. Nach aktuellen Schätzungen haben mehr als sieben Prozent ein diabetisches Fußsyndrom, das – wenn es nicht sorgfältig behandelt wird – ein erster Schritt zur Amputation bedeuten kann. Aufgrund dieser dramatischen Konsequenzen ist es dringend erforderlich, dass der behandelnde Arzt ebenso wie der Diabetiker selbst, die Füße regelmäßig einer genauen Inspektion unterzieht.
Die beste Vorsorge des diabetischen Fußsyndroms ist eine exakte Einstellung der Blutzuckerwerte zum Normalbereich und die Vermeidung großer Blutzuckerschwankungen. Oszillationen zwischen erhöhten Blutglukosewerten (Hyperglykämie) und zu niedrigen Glukosewerten (Hypoglykämie) haben einen großen Einfluss auf arterielle Durchblutungsstörungen und die Nervenschädigungen (Neuropathien). Beide Störungen spielen eine wesentliche Rolle schon bei kleinsten Bagatellverletzungen, die zunächst aufgrund der Empfindungsstörung nicht bemerkt werden und wegen der schlechten Durchblutung auch nicht abheilen können. Relativ rasch können sich an der verletzten Stelle Erreger ansiedeln, die eine Infektion verursachen und die Wunde vergrößern.
Kleinste Schrammen an den vorgeschädigten diabetischen Füßen können bereits durch zu enge Schuhe verursacht werden, weil sich dadurch Druckstellen entwickeln, an denen sich eine Hornhaut (Hyperkeratose) ausbildet. Diese Stelle ist zunächst nur rau und gerötet, mit der Zeit entwickeln sich Rhagaten (Risse) in der Hornhaut oder eine wunde Stelle am Fuß. Für diese Stelle reicht bereits die kleinste Belastung aus, um bei Diabetikern eine reale Verletzung hervorzurufen. Sehr häufig sind große Verletzungen daraus entstanden, dass der Diabetiker barfuß auf einen Stein getreten ist, oder dass er seine kalten Füße mit einer zu heißen Wärmflasche behandelt hat.
Mit dem Druck verbundene Einblutungen oder oberflächlichste Verbrennung haben zur Folge, dass sich beim diabetischen Fuß eine schwerwiegende Wunde ausbilden kann. Die Hautkeime dringen immer tiefer in die Wunde ein, und können letztlich bis zum Knochen reichen. Befindet sich ein solches Ulkus (Geschwür) an einer Stelle, die man nicht gut sehen kann, etwa an den Fußsohlen, geht meist sehr viel Zeit verloren, bevor der Arzt oder der Patient diese Verletzung wahrnimmt und für eine erfolgreiche Behandlung ist es häufig schon zu spät.
Kennzeichen für den diabetischen Fuß ist die extrem trockene Haut, weil die Schweißdrüsen aufgrund der Neuropathie nicht ausreichend funktionieren und das Gefühl ständig kalter Füße ist eine Folge der Mangeldurchblutung.
Durchblutungsstörungen entstehen häufig am Großzeh, der normalerweise über eine Arterie (Digitalarterie) mit Nähr- und Sauerstoff versorgt wird. Im Rahmen einer Durchblutungsstörung kommt es zu kleinen Blutgerinnseln, die eine kleine Digitalarterie leicht verschließen können. In diesem Fall wird das Gewebe des Großzehs nicht mehr ernährt und der Großzeh stirbt langsam ab und muss dann amputiert werden.
Lassen Sie es nicht soweit kommen. Inspizieren Sie regelmäßig die Füße, auch die Fußsohlen und die Vorderseite der Zehen. Sobald sich die geringsten Veränderungen zeigen, sollten diese dem Diabetologen vorgestellt werden, damit rechtzeitig eine Behandlung eingeleitet wird, um die Füße vor schwerwiegenden Folgeschäden zu schützen.
Eine intelligente Art bereits sehr frühzeitig die Entwicklung eines diabetischen Fußes zu erkennen, steht mit einem Indikator-Pflaster zur Verfügung. Das Neuropad-Pflaster wird auf eine saubere und trockene Stelle beider Füße angebracht, und es kann frühzeitig die Schädigung der Nervenfasern erfassen. Im ursprünglichen Zustand ist die Reaktionsfläche des Pflasters blau eingefärbt, die sich nach dem Aufbringen auf gesunde Füße innerhalb von 10 Minuten komplett zu pink verändert. Verfärbt sich das Neuropad-Pflaster nicht und das Reaktionsfeld bleibt blau, ist es höchste Zeit für weitere diagnostische Verfahren bei Diabetologen oder in der Fußambulanz.
Weil der Diabetiker dieses Verfahren durchaus auch selbstständig durchführen kann, sind ihm alle Möglichkeiten gegeben, die Verantwortung für die Zukunft seiner Füße selbst zu übernehmen.
Vorbeugend sollten Diabetiker weiche Schuhe und Strümpfe tragen, die keine Druckstellen hinterlassen und möglichst nicht barfuß laufen. Regelmäßige Fußpflege mit geeigneten Cremes oder pflegendem Schaum, die sorgfältig einmassiert werden, erhöhen die Widerstandskräfte und verbessern den Hautschutzmantel. Die Fußpflege des Diabetikers gehört in professionelle Hände und sollte nur vom Podologen (medizinische Fußpflege) übernommen werden.