In Deutschland leben mehr Menschen mit Übergewicht als in jedem anderen Land der EU. Immerhin gelten drei Viertel der Männer und die Hälfte der Frauen als übergewichtig oder fettleibig. Als Konsequenz tragen sie ein erhöhtes Risiko für Glukosetoleranzstörung und nachfolgendem Diabetes, wobei Frauen etwas seltener davon betroffen, aber ein höheres Gesundheitsrisiko eingehen, so Professorin Petra-Maria Schumm-Draeger aus München in Ihrem Vortrag anlässlich des Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Mannheim. Besonders werden Herz-Kreislauferkrankungen und Fettstoffwechselstörungen bei Übergewicht und Adipositas generiert, und diese Risiken wiegen bei Frauen schwerer als bei Männern, sagte die Expertin mit Hinweis auf aktuelle Studien, in denen das vier bis sechsfach höhere Risiko für Frauen belegt werden konnte. Bei Männern beträgt dieses Risiko nur das 2- bis 4-Fache.
Das Risiko beim Fettstoffwechsel der übergewichtigen diabetischen Frauen zeigt eine ungünstige Steigerung von LDL-Cholesterin und Triglyceriden, und das protektive HDL nimmt rascher ab, so Schumm-Draeger.
Das kardiometabolische Risiko steigt in enger Assoziation zum pathologischen Glukose- und Fettstoffwechsel. Dies begründet eine frühzeitige Diagnostik solcher Veränderungen und deren konsequente Therapie, so die Endokrinologin. Ungeklärt bleibt bisher die Frage, warum Frauen stärker betroffen sind von den Folgen eines Diabetes als Männer. Die Daten aus den Studien weisen auf die weiblichen Hormone, aber auch geschlechtsspezifische Verhaltens- und Ernährungsmuster hin. Auch psychische Faktoren kämen in Frage, weil Frauen häufiger eine Depression oder ein Essstörung entwickeln als Männer.
Noch immer findet man eine unzureichende Therapie von Herz-Kreislauferkrankungen bei Frauen im Vergleich zu Männern, was negative Auswirkungen impliziert. Die Zahlen von metabolischem Syndrom und Adipositas steigen besonders bei Frauen im gebärfähigen Alter an, was einerseits die Fertilität beeinträchtigt, andererseits haben die Neugeborenen ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst an Übergewicht und Stoffwechselstörungen zu erkranken. Um dieses Risiko nicht an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben, sind frühe Aufklärung, Prävention und konsequente Behandlung wichtig, betonte Schumm-Draeger.