Bei somatoformen Symptomen handelt es sich um körperliche Beschwerden, die wiederholt auftreten und den Betroffenen veranlassen einen Arzt aufzusuchen. Die Symptome kehren hartnäckig immer wieder zurück, und veranlassen zu vielen diagnostischen Untersuchungen, die aber keine Erklärung oder dem Auffinden eines organischen Leidens führen.
Weil der Arzt keine Krankheitsursache feststellen kann, achtet der Patient mehr und mehr ängstlich auf die Symptome und fürchtet ein unbekanntes, unauffindbares Leiden.
Dies treibt ihn von einer Praxis in die nächste und immer wieder ergibt die oft intensive Untersuchung keine Korrelation zwischen den Beschwerden und einer körperlichen Pathogenese. Den einzigen Zusammenhang können die Mediziner zu möglicherweise belastenden Lebensereignissen herstellen. Zu diesen somatoformen Störungen zählen in vielen Fällen gastrointestinale Beschwerden.
Liegen diese als Druck- und Völlegefühl oder Schmerzen im Oberbauch vor, geht man von funktionellen Magenbeschwerden, einem sogenannten Reizmagen oder funktioneller Dyspepsie aus. Wiederholtes Aufstoßen, Sodbrennen und Schmerzen, sowie Appetitmangel sind typische Zeichen eines Reizmagens, wenn alle anderen Ursachen diagnostisch ausgeschlossen werden konnten.
Machen sich die Symptome vorwiegend als Darmbeschwerden bemerkbar, die über einen längeren Zeitraum immer wieder auftreten, kommt es zu Unregelmäßigkeiten des Stuhlgangs, etwa abwechselnd Durchfall oder Verstopfung, Bauchschmerzen und Blähungen, wird – nach Ausschluss aller organischen Ursachen – von einem Reizdarm ausgegangen. Dabei handelt es sich um eine der weltweit häufigsten Erkrankungen, dem sogenannten irritablen Colon. Es kann in jedem Lebensalter auftreten und Frauen werden häufiger davon betroffen als Männer; insgesamt leiden mehr als 10 Prozent der erwachsenen Bevölkerung unter diesen lästigen Symptomen. Wiederum werden nacheinander viele Arztpraxen besucht, ohne dass ein Darmerkrankung oder eine pathologische Veränderung des Darm diagnostiziert werden kann. Auch in diesem Patientenkollektiv steigt die Sorge um die eigene Gesundheit und diese Belastung nagt an der Lebensqualität.
Das Reizdarmsyndrom und der Reizmagen werden nicht selten als Störung der Darm-Gehirn-Interaktion interpretiert, und sie wird im biopsychosozialen Krankheitsmodell gut erfasst. Demnach können epigenetische oder genetische Signale, Infektionen und Antibiotikaeinnahme, aber auch traumatische Lebenserfahrungen und soziale Faktoren als familiäre oder berufliche Probleme an der Symptomatik beteiligt sein, die nicht selten in Kombination auftreten. Dies spricht dafür, dass die gesamte Aufmerksamkeit des Arztes gefordert ist, dem Patienten zuzuhören, seine Ängste anzunehmen und gemeinsam mit dem Patienten nach einer therapeutischen Lösung zu suchen, die nicht belastet, sondern im aufklärenden Gespräch an die Besserung der Beschwerden heranführt. Entspannungsübungen, Ernährungsumstellung und sportliche Betätigung werden empfohlen. Therapeutische Gespräche oder Kneipp’sche Anwendungen können ebenfalls hilfreich sein.