Sodbrennen ist ein Phänomen, das von etwa sieben Prozent der Gesamtbevölkerung beim Arzt beklagt wird. Handelt es sich dabei um eine echte Refluxerkrankung, fließt saurer Magensaft in den unteren Bereich der Speiseröhre. Dieser Schleimhaut-Bereich ist allerdings überhaupt nicht auf diesen Säureangriff vorbereitet und auch nicht dafür ausgestattet, wie bspw. die Schleimhaut des Magens.
Die Magenschleimhaut schützt sich auf unterschiedliche Weise davor, von der eigenen Säureproduktion angegriffen zu werden. Eine dicke, alkalische Schleimschicht verhindert, dass die Säure direkt mit der Magenschleimhaut in Kontakt kommt.
Die Schleimhaut der Speiseröhre verfügt nicht über einen säureresistenten Schleimhautschutz, und so entstehen Entzündungen aufgrund des sauren Milieus in der falschen Umgebung. Besteht eine Refluxerkrankung über längere Zeit und wird nicht einer effizienten Behandlung zugeführt, kann es zu einer Schleimhautveränderung kommen, die früher oder später in eine Karzinomerkrankung mündet. Dieser Krebs geht von einem sogenannten Barrett-Ösophagus aus, und dieser liegt vor, wenn sich das flache Plattenepithel der Speisröhre zu zylindrischem Epithel umbaut, wie es normalerweise nur im Magen oder Darm angetroffen werden.
Die Diagnose eines auf diese Weise veränderten Barrett-Ösophagus stellt der Gastroenterologe (Magen-Darm-Spezialist) in aller Regel durch eine Magenspiegelung. Dabei entnimmt er einige Zellen aus der unteren Region der Speiseröhre und sendet diese zur feingeweblichen Untersuchung an ein entsprechendes histologisches Labor. Auch wenn der Arzt die Entwicklung eines Barrett-Ösophagus bereits mit dem bloßen Auge feststellen kann, weil er die typischen Veränderungsmuster kennt, muss er die Ergebnisse der feingeweblichen Untersuchung abwarten, um eine entsprechende Therapie einzuleiten. Immerhin liegt bei positivem Laborergebnis eine Krebsvorstufe vor, die möglichst rasch einer Behandlung zugeführt werden sollte.
„Frühzeitig therapeutisch einzuschreiten, ist eine wichtige Maßnahme, und nach neueren Untersuchungen sollte ein Einschreiten bereits bei den sichtbaren Veränderungen erfolgen“, sagte Professor Peter Malfertheiner aus Magdeburg anlässlich des Jahreskongresses für Viszeralmedizin in Leipzig.
Während noch vor wenigen Jahren bei Barrett-Ösophagus eine invasive Operation durchgeführt werden musste, kann durch die Entwicklung modernster Instrumente inzwischen diese Krebsvorstufe minimalinvasiv behandelt werden. Dabei trennt der Arzt den erkrankten Bereich schon während der Magenspiegelung mit speziellen Instrumenten ab, oder er zerstört die krebsartig veränderte Schleimhaut mit thermischer (Wärme) oder photochemischer (Strahlen) Energie. „Diese neuen Verfahren sind in Deutschland zur Perfektion weiterentwickelt worden“, so Malfertheiner.
„Auch wenn die Patienten mit Barrett-Ösophagus heutzutage sehr viel leichter diagnostiziert und behandelt werden können, muss berücksichtigt werden, dass durchaus nicht alle Betroffenen an einem Speiseröhrenkarzinom erkranken“, so Privatdozent Michael Vieth vom Klinikum Bayreuth. Das Risiko für eine Krebserkrankung liegt bei längeren befallenen Strecken bei etwa 0,5 Prozent pro Jahr. Sind nur kürzere Strecken befallen, ist das Risiko noch geringer.
Um sicher zu gehen, dass die Patienten keiner unnötigen Belastung einer Karzinomtherapie unterzogen werden, plädiert er für die gentechnologische Untersuchung der entnommenen Zellen. Dabei lassen sich auf Gewebeproben aus der Schleimhaut genetische Veränderungen erkennen, die auf eine erhöhte Neigung zur Krebsentwicklung hinweisen.