Neben der genetischen Veranlagung spielen offensichtlich noch andere Faktoren bei der Entwicklung einer bipolaren Erkrankung eine Rolle. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts die Zahl der Neuerkrankungen deutlich angestiegen ist. Diese rasche Zunahme kann nicht allein mit Veränderungen im menschlichen Erbgut erklärt werden. Deshalb wird diskutiert, dass besondere Umweltfaktoren wie Reizüberflutung durch die Medien, nährstoffarme Ernährung oder die steigende Leistungserwartung bei der Entwicklung zu einer Bipolaren Erkrankung mit wirken. Aber auch Stressfaktoren wie z.B. berufliche, finanzielle oder familiäre Probleme oder einschneidende oder traumatische Lebensereignisse wie der Verlust eines geliebten Menschen oder die Geburt eines Kindes, können den Ausbruch der Erkrankung begünstigen.
Im weiteren Krankheitsverlauf spielen Stressfaktoren als Auslöser weiterer Krankheitsepisoden dann aber eine immer geringere Rolle. Für dieses Phänomen gibt es verschiedene Erklärungsmodelle. Nach einer Theorie erfolgt durch permanente gleichartige Reizung bestimmter Gehirnareale eine Sensibilisierung. Diese Gehirnregionen werden durch das wiederholte Auftreten biopolarer Episoden so „trainiert”, dass die Symptomatik auch ohne entsprechende Stressfaktoren ausgelöst werden kann. Eine weiteres Erklärungsmodell dafür, dass bipolare Episoden im Verlauf der Erkrankung zunehmend häufiger, unabhängig von äußeren Stressfaktoren auftreten, ist das so genannte „kindling”. Bei diesem Modell würde durch wiederholte Reizung einer Gehirnregion die Schwelle zur Auslösung einer Stimmungsschwankung immer weiter erniedrigt, bis schließlich schon der geringste Reiz ausreicht, um eine Krankheitsepisode auszulösen.
Stressfaktoren, die eine manische oder depressive Episode auslösen können: