Um eine Bipolare Erkrankung zu diagnostizieren, sind die akuten Symptome sowie der Verlauf der Stimmungsstörungen eines Patienten zu genau analysieren. In der Querschnittdiagnose werden die akuten Episoden der Stimmungsstörungen bewertet. Handelt es sich z.B. um eine manische oder eine depressive Phase, treten Mischzustände auf oder untypische bzw. nur gering ausgeprägte Symptome. Die Langzeitdiagnose berücksichtigt alle Episoden von Stimmungsstörungen, wie häufig und in welchen Abständen diese aufgetreten sind. In der Intervalldiagnose werden die beschwerdefreie Phasen analysiert. Hierbei wird u.a. der Remissionsgrad der Erkrankung beurteilt, d.h. inwieweit sich die Stimmungsstörungen zurückgebildet haben. Begleiterkrankungen werden erfasst, sowie Persönlichkeit und Temperament des Patienten beurteilt.
Zur Bewertung von Stimmungsstörungen stehen dem Arzt zwei Kriterienkataloge zur Verfügung, der sog. ICD-10 (International Classification of Disease), ein von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgestellter Diagnoseschlüssel und der DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Disease), eine von der amerikanischen Psychiatrievereinigung entwickelte Liste psychischer Erkrankungen mit Diagnosekriterien. Entsprechend der Ausprägung von depressiven und manischen Phasen und dem Verlauf der Stimmungsstörungen können anhand von ICD-10 und DSM-IV verschiedene Formen der Bipolaren Erkrankung unterschieden werden.
Die Bipolar-I-Erkrankung ist die klassische Form der manisch-depressiven Erkrankung. Sie liegt vor, wenn der Patient eine mindestens 14-tägige Krankheitsphase erlebt, die die Kriterien einer Manie erfüllt. Die ersten Symptome treten gewöhnlich kurz vor dem 20. Lebensjahr auf oder in der ersten Hälfte des dritten Lebensjahrzehnts. Außerdem treten voll ausgeprägte Depressionen auf. Aus Studien ist bekannt, dass die Krankheitsepisoden der Bipolar-I-Erkrankung mit zunehmendem Lebensalter immer häufiger und in kürzeren Abständen auftreten, wenn der Patient nicht behandelt wird.
Bei der Bipolar-II-Erkrankung steht die Depression im Vordergrund und die manischen Phasen sind weniger stark ausgeprägt (Hypomanie). Diese Form der Bipolaren Erkrankung ist häufiger, als die Bipolar-I-Erkrankung und liegt dann vor, wenn der Patient eine mindestens 14-tägige Depression sowie eine mindestens 14-tägige Episode einer Hypomanie erlebt hat. Die ersten Symptome der Bipolar-II-Erkrankung treten meist erst zu Beginn des dritten Lebensjahrzehnts auf. Wie auch bei der Bipolar-I-Erkrankung liegen zwischen den Krankheitsphasen beschwerdefreie Intervalle unterschiedlicher Dauer.
Eine weitere Form der Bipolaren Erkrankung ist die Zyklothymie. Hier sind die Patienten über zwei Jahre entweder hypomanisch oder subdepressiv. Die Stimmungsstörungen sind zwar nie so stark ausgeprägt wie bei den Bipolaren Erkrankungen I und II, doch bei einigen Patienten entwickelt sich aus der Zyklothymie eine Bipolare Erkrankung vom Typ I oder II.
Als Rapid Cycling bezeichnet man eine Form der Bipolaren Erkrankung, bei der ein Patient mit schwer behandelbarer Bipolarer Erkrankung vier oder mehr Episoden mit Stimmungsstörungen — Depression, Manie, Hypomanie oder Mischzustand — innerhalb eines Jahres erlebt. Ein Rapid Cycling tritt bei Frauen häufiger auf, als bei Männern.