Individualisierung ist das Schlüsselwort der modernen Diabetestherapie, bei der in den letzten Jahren orale Antidiabetika eine immer größere Rolle spielen. GLP1-Rezeptoragonisten und SGLT2-Hemmer werden mit Metformin als orale Dreierkombination genutzt, um das optimale HbA1c-Wert-Ziel zu erreichen. Die konsequente Insulintherapie spielt zunehmend eine herausragende Rolle bei der Vermeidung von Hypoglykämien, weil der progrediente Verlauf einer Diabeteserkrankung auch einen progredienten Verlust der Betazellen mit sich bringt.
Bei den Insulinen hat es in den letzten Jahren deutliche Fortschritte durch die Entwicklung von ultralang wirkenden Insulinanaloga gegeben, wie das Insulin glargin U300, von denen eine nochmals erhöhte Sicherheit für die Diabetestherapie ausgeht. Dicht gepackte Moleküle werden langsamer resorbiert, die zu injizierende Volumina sind geringer und das Glukosetagesprofil der Menschen mit Diabetes zeigt kaum noch Insulinspitzen, womit das Risiko für Hypoglykämien relevant gesenkt wird. Aufgrund des hohen Sicherheitsprofils kommen Humaninsuline wegen der ungünstigen Pharmakokinetik zunehmend weniger zur Anwendung. Eine starke Tendenz zu immer länger wirkenden und gleichmäßig freigesetzten Basalinsulinen gemeinsam mit den in Entwicklung befindlichen noch kürzer wirkenden Mahlzeiteninsuline haben die Insuline der ersten Generation weitgehend verdrängt.
Bei der im Verlauf der Krankheitsprogression notwendigen Intensivierung der Insulintherapie etabliert sich zunehmend die schrittweise Substituierung von kurz wirksamen Insulinen im Sinne einer BOT-plus-Therapie. Dabei erfolgt die einmalige Gabe des kurzwirkenden Insulinanalogons zur Hauptmahlzeit. Die Entscheidung zur BOT-plus Therapie kann in der täglichen Praxis mittels des BeAM-Wertes getroffen werden, mit dessen Hilfe die Entscheidung zur Therapieintensivierung erleichtert wird. Er lässt erkennen, ob bei erneut ansteigendem HbA1c die BOT-Therapie bei den Patienten durch Titration des Basalinsulins weiter optimiert werden sollte oder ob diese Möglichkeit ausgereizt und nicht mehr sinnvoll ist, und prandiale Insulinanaloga ergänzt werden sollte.
Die Zukunft der Menschen mit schwer kontrollierbarer Blutglukose sieht eine Version der künstlichen Bauchspeicheldrüse mit den sogenannten Closed Loop-Systemen vor. In diesen System reagiert ein spezieller Algorithmus automatisch auf wechselnde Blutglukosekonzentrationen und gibt dementsprechende Mengen Insulin ab. Noch bestehen diese Closed Loop-Systeme aus einer externen Insulinpumpe, die mit einem subkutan angebrachten und interstitiell messenden Glukosesensor über eine Software gekoppelt ist.