Körperliche Erkrankungen als Folge einer übermäßigen Stressbelastung scheint mehr als plausibel, mehr noch schlagen aber die psychischen Erkrankungen zu Buche, die durch ein permanentes Gefühl der Überforderung, einem Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber steigender Arbeitsbelastung und mehr noch durch die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust auftreten.
Positiver Eustress und negativer Disstress sind ein Bestandteil des täglichen Lebens bei allen Menschen. Die steigenden Zahlen der Patienten mit stressbedingten Erkrankungen, die von Krankenkassen und Rentenversicherungen erhoben wurden, sprechen aber dafür, dass Stress als relevanter Faktor für psychische Erkrankungen einzustufen ist.
Meist werden unterschiedliche Belastungsfaktoren als Stress bezeichnet, sei es der Leistungsdruck, der von Vorgesetzten ausgeht, oder eine belastende Arbeitsumgebung durch Dauerlärm oder Mobbing von Kollegen.
Tatsächlich kommt es zu einer Reaktion des Körpers auf überdurchschnittliche Belastungen, und die normalerweise harmonisch aufeinander abgestimmten Organfunktionen geraten aus dem Gleichgewicht. Vor allem bei psychosozialem Stress entstehen peripher-physiologische Veränderungen. Die Herzfrequenz steigt an, ebenso wie der Blutdruck. Vermehrtes Schwitzen tritt auf, und der Mund wird trocken.
Gleichzeitig können biochemische Veränderungen der Hormone und körpereigenen Botenstoff gemessen werden, und nicht nur Adrenalin und Noradrenalin sind daran beteiligt, sondern auch das Stresshormon Cortisol steigt an. Die Aktivität des Sympathikus ist entsprechend erhöht. Diese Veränderungen gehen vom Gehirn aus, bevorzugt im Limbischen System, und der Mensch entwickelt einen Abwehrreflex, der als Angriff und Aggression, in einem Fluchtverhalten oder einem Abfall der Muskelspannung Ausdruck findet.
Dauern die Stresseffekte nur kurze Zeit an, kommt es zwar zur Reaktion des Organismus, allerdings ist eine dauerhafte Schädigung nicht zu erwarten. Psychische Erkrankungen wie ein Burnout-Syndrom oder eine manifeste Depression entstehen offenbar aufgrund wiederholter oder permanenter Belastungssituation. Ist der Mensch einer chronischen Stressbelastung ausgesetzt, verändert sich nicht nur die Funktion, sondern auch die Struktur bestimmter Hirnregionen, die an der Kontrolle hormonaler oder der neuronal-vegetativen Stressantwort beteiligt sind. Im Areal des Hypothalamus entwickelt sich beispielsweise eine veränderte Expression der Neurotransmitter-Rezeptoren.
Letztlich reagieren die körpereigenen Hormone empfindlicher, wenn Dauerstress vorhanden ist. Es lässt sich eine geringere Ausschüttung des Wachstumshormons feststellen, das mit der Entstehung einer depressiven Störung eng zusammenhängt.
Versuche des Betroffenen sich selbst aus den depressiven Störungen herauszubringen, münden nicht selten im Griff nach unterschiedlichen Genussgiften, etwa Alkohol, Nikotin und viel zu viele Süßigkeiten.
Die Therapie erfordert eine Unterbrechung des chronischen Stresserlebens, die durch psychosomatische sinnvolle Behandlungen angestrebt wird, und bei der die Widerstandsfähigkeit des Einzelnen gegen die allgemeinen täglichen Belastungen gestärkt wird. Um aus dem Teufelskreis des depressiven Denken und sozialen Rückzug heraus zu kommen, können wirksame Medikamente zeitweise erforderlich werden.