Eines der größten medizinischen Vorurteile besteht noch immer in der Fehleinschätzung, dass die Osteoporose – und damit der kontinuierlich zunehmende Knochenmasse-Verlust – ein natürliches Phänomen des Alterns sei. Noch immer ist die Meinung weit verbreitet, dass man gegen eine Osteoporose ohnehin nichts tun kann.
Bekannt ist die Tatsache, dass bei Frauen in und nach der Menopause das Hormon Östrogen in immer geringeren Mengen ausgeschüttet wird und dass damit ein Mineralstoffverlust verbunden ist, der vor allem das Skelett betrifft. Inzwischen gehört auch die Osteoporose in den allermeisten Fällen zu den gut therapierbaren Erkrankungen, und absolut nichts spricht dafür, der krankmachenden Entwicklung einfach ihren Lauf zu lassen.
Osteoporose führt mehr oder weniger rasch, aber immer mit hoher Wahrscheinlichkeit zu schweren Schmerzen der Gelenke, der Wirbelsäule oder sogar im gesamten knöchernen Gerüst des Menschen. Körperlich aktiv zu bleiben wird durch die Schmerzen verhindert. Bei der betroffenen Person stellt sich eine Immobilität und soziale Isolierung ein, die mit einer massiven Einschränkung der Lebensqualität verbunden ist. Während sich junge Menschen kaum vorstellen können eine Osteoporose zu erleiden, stellen sich bei älteren Menschen multiple Knochenbrüche ein, die zum Teil spontan auftreten. Ohne besondere Belastung brechen Wirbelkörper zusammen und verursachen massive Schmerzen, beim normalen Treppensteigen bricht der Oberschenkelhals durch und macht eine endoprothetische (künstliches Hüftgelenk) Operation erforderlich. Das bedeutet vor allem für ältere Personen nicht nur eine enorme Belastung durch den Eingriff, Blutverluste und die Anästhesie, sondern häufig auch einen längeren Krankenhausaufenthalt. Längere Liegezeiten setzen der Muskulatur zu und bauen vermehrt Muskelmasse ab, so dass vielen ein anschließendes selbständiges Gehen kaum noch möglich ist. Rollstuhl oder Rollator sind dann unverzichtbare Begleiter der alltäglichen Bewegung der Senioren.
Es sind aber nicht nur die älteren Frauen, denen die Ausbildung einer Osteoporose droht. Auch zunehmend mehr Männer erleiden das Schicksal des Knochenverlustes, weil sie vielleicht ein Prostataproblem haben oder aufgrund einer anderen Grunderkrankung, etwa Asthma oder Rheuma, regelmäßig Kortison einnehmen müssen. Bei jeder Kortisontherapie über längere Zeit und vor allem bei älteren Menschen ist darauf zu achten, dass möglichst keine Knochenmasse verloren geht.
Auch ein ungesunder Lebensstil mit falscher Ernährung, fehlender Bewegung, und einem Übermaß an Zigaretten und Alkohol tragen zum Abbau der Knochensubstanz bei.
Frauen und Männer mit den genannten Risikofaktoren sollten daher regelmäßig die Knochenmasse bestimmen lassen. Dies ist mit Ultraschall möglich, er erlaubt aber nur eine ungenaue Beschreibung des tatsächlichen Knochenverlustes. Die Standardmethode zur exakt bestimmten Knochendichte gilt die Computertomografie, die neben der Diagnosestellung auch für den Krankheitsverlauf und zur Sicherung des Therapieerfolgs herangezogen werden kann. Weniger belastend für die Patienten ist die sogenannte DXA-Methode, die rasch und mit geringer Strahlenbelastung an den Patienten durchgeführt werden kann. Die Neubildung von Knochenmasse durch eine erfolgreiche Therapie aus Bisphosphonaten und Calcium wird mit dieser Methode ebenfalls sichtbar, so dass in letzter Konsequenz der Therapieerfolg oder ein ansteigendes Risiko für eine Fraktur aus den Messungen abgeleitet werden kann.